Gastbeitrag

Mehr Lehre in der Pandemie

Universitätslehrende liegen im Home-Office auf der faulen Haut und kosten Geld, heißt es gern. Das Gegenteil ist der Fall.

Der erste Lockdown vor gut einem Jahr ließ befürchten, dass Studierende, insbesondere der naturwissenschaftlichen Fächer, ein Semester oder gar ein ganzes Studienjahr verlieren würden. Ein simples Umstellen von der Präsenzlehre auf das Home-Learning? Das hätte für die Fakultät für Chemie der Universität Wien, die ich vertrete, nicht funktioniert. Während in den Buchwissenschaften der geforderte Wechsel zur Onlinelehre zumindest rein technisch möglich ist – auch wenn diese erheblich dem Charakter einer Universität, die vom persönlichen Diskurs lebt, zuwiderläuft – stellt sich die Situation in den naturwissenschaftlichen Fächern mit ihrer experimentellen Lehre anders dar. Die Studiengänge der Chemie weisen einen besonders hohen Anteil an Laborlehre auf: Die Studierenden sind während ihres Studiums deutlich mehr als die Hälfte der Zeit in praktische Arbeiten im Labor eingebunden. Diese Lehrveranstaltungen lassen sich nicht durch Onlinelehre ersetzen und waren vom Lockdown zunächst vollständig betroffen.

Praktische Lehre vor Ort

Eine gemeinsame Anstrengung der gesamten Fakultät konnte dies abwenden: Mit einem strengen Sicherheitskonzept, Lehre in kleineren, gut organisierten Gruppen und mit MNS-Pflicht (die im Übrigen nie unterbrochen wurde) arbeiteten Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das gesamte Jahr. Vorlesungen fanden im Home-Office statt, praktische Lehre vor Ort. Das deutlich erhöhte Maß an Arbeitszeit wie auch die geforderte Flexibilität wurde von allen mitgetragen – im gemeinsamen Einvernehmen, den Studienbetrieb bestmöglich und gesichert aufrechtzuerhalten. Die vergangenen vorlesungsfreien Sommermonate Juli, August und September, wie auch der Februar, wurden durchgängig für zusätzliche praktische Laborkurse genützt. Unterstützt wurde das Konzept von unseren Kooperationspartnern in der Mikrobiologie und Molekularbiologie, die den Covid-19-Gurgeltest entwickelten, um mehrfach wöchentliche PCR-Testungen (von Lehrenden und Studierenden) zu ermöglichen.

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