Champions League

Ein Pariser Triumph der Alleingänge

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Dank eines überragenden Neymar steht Paris Saint-Germain im Halbfinale und hat realistische Chancen auf den Titel. Nicht als die beste Mannschaft, sondern als die Mannschaft mit den besten Individualisten.

Paris/Wien. Wäre da nicht diese Theatralik, die Fußballwelt würde sich unisono vor diesem Neymar verneigen. Die Tore beim Halbfinaleinzug von Paris Saint-Germain über die Bayern (3:3, Auswärtstorregel) mögen andere geschossen haben, doch der Brasilianer glänzte als Vorlagengeber und treibende Kraft im Angriff, im Rückspiel hatte er schlichtweg Pech: Nachdem er Lucas Hernández nach allen Regeln der Kunst ausgetanzt hatte, traf er den Pfosten (34.), dann ließ er Kingsley Coman ins Leere laufen und schlenzte den Ball an die Querlatte (37.). Und auch gegen den herauslaufenden Manuel Neuer war wieder nur die Stange im Weg (39.). Ein Auftritt am Ende, bei dem Neymar nicht nur zauberte, sondern auch die meisten Zweikämpfe aller PSG-Profis bestritt.

Auch dieses Mal durfte ein Aufreger um den 29-Jährigen nicht fehlen. Dass er bei seinem wilden Jubel Bayerns Joshua Kimmich zu nahe gekommen war, wurde ihm als Provokation ausgelegt. Er rechtfertigte sich („Das Schicksal wollte, dass auch Kimmich da war“) und kommentierte die Münchner Dominanz beim Ballbesitz mit einem herzhaften Lacher: „Du kannst so viel Ballbesitz haben, wie du willst, so wie du eine Frau einen ganzen Abend bezirzen kannst, und dann kommt einer und nimmt sie dir in fünf Minuten weg.“

Was aber Ballbesitz und weite Strecken des Bayern-Duells gezeigt haben: PSG ist nicht das beste Team der Champions League, aber hat die besten Individualisten. In einer Zeit, in der praktisch alle Klubs mit taktischen Konzepten zumindest defensiv bestehen können, entscheiden Starfaktor und individuelle Klasse wieder über die großen Titel. Deswegen hat Paris heuer auch die besten Chancen.

Dank Kylian Mbappé, der mit seinem Doppelpack schon das Bayern-Hinspiel entschieden hatte und auch im Rückspiel völlig kompromisslos Neuer überwand (das Tor wurde wegen Abseits nicht gegeben), und eben Neymar. Bei all dessen Schwächen, wie dem immer noch mäßigen Beitrag zur Defensive, dem Hang zum Drama – in der Liga etwa war er unlängst zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz gestellt worden – und seiner Verletzungsanfälligkeit. Auch wenn er deswegen viele Partien verpasst (allein in dieser Saison bisher 24), ist es ebenso erstaunlich, wie schnell er nach Blessuren wieder in Topform ist. Trotz des ihm nachgesagten Lebensstils („Ich werde niemals aufhören, Partys zu feiern“).

Ob er in Paris bleibe oder nicht, sei „nicht einmal mehr ein Thema“, meinte Neymar noch nach dem Halbfinaleinzug. „Es ist offensichtlich, dass ich mich sehr wohlfühle.“ Auch die Theatralik wird bleiben, der Brasilianer nimmt das Spiel, den Sieg und die Niederlage, eben ein wenig zu persönlich. Nach den drei Stangenschüssen gegen die Bayern habe er bei seinem Coach Mauricio Pochettino außerdem noch ein Versprechen einzulösen. „Ich schulde ihm ein Tor, ungeachtet der guten Partie, die ich gespielt habe.“

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