Begehrte Lage am Wasser in der Nähe von Kitzbühel.
Alpine Immo-Hotspots

Berge statt Meer, Wohnung statt Villa

Wer die Finca nicht erreichen kann, investiert in den heimischen Bergen: Kitzbühel, Zell am See und die Arlberg-Region haben dabei die Nase vorne.

Die alpinen Immobilien-Hotspots haben im vergangenen Jahr eine Rekordsaison erlebt, und auch im neuen Jahr hat von Vorarlberg bis Salzburg die Nachfrage – Lockdowns hin, Einreisesperren her – nicht nachgelassen. Ein Blick auf die Märkte der klassischen Luxushochburgen in den heimischen Bergen.

Schnelle Käufer in Kitzbühel

Zu denen natürlich an vorderster Front immer Kitzbühel gehört – das heuer einen ganz besonderen Winter erlebt hat. „Diese Saison war anders als alle anderen, wir hatten die ganzen tollen Pisten für uns und waren fleißig Ski fahren“, berichtet Amir Suljic, Inhaber von Cum Laude Immobilia in Kitzbühel. „Der einzige Wermutstropfen war, dass die Restaurants und Hütten zu waren, und natürlich hat das Flair in der Stadt gefehlt, die sonst immer voll ist.“ Geschäftlich gab es dagegen für Suljic und die anderen Luxusmakler der Gams-stadt kaum Nachteile durch den ruhigen Winter, denn schon im vergangenen Sommer hatte eine Art Ausverkauf eingesetzt, bei dem auch die alten Ladenhüter plötzlich Abnehmer gefunden hatten.

„Der Verkauf im vergangenen Jahr war sehr, sehr gut“, berichtet der Makler, und auch das Fehlen der traditionell kauffreudigen Deutschen habe dem keinen Abbruch getan: „Das hat uns nicht betroffen, denn es gab ja immer wieder Ausnahmeregelungen für 48 oder 24 Stunden – und man hatte das Gefühl, je strenger die deutsche Regierung wurde, desto entscheidungs- und investitionsfreudiger wurden die Käufer“, berichtet er. Die sich auch nicht daran gestört haben, dass es definitiv keine Corona-Schnäppchen gegeben hat, ganz im Gegenteil.

„Die Verkäufer waren nicht sehr flexibel, was Reduktionen angeht, da sie keinen Druck hatten zu verkaufen“, weiß er, und die Preise in Kitzbühel sind weiterhin auf dem Weg nach oben, auch wenn die Situation in Sachen Zweitwohnsitze durch immer strengere Kontrollen nicht leichter wird. Bis zu 6000 Euro werden inzwischen für den Quadratmeter Baugrund in den Einserlagen aufgerufen; für den Wohnquadratmeter im edlen Neubau werden immer häufiger über 20.000 Euro verlangt, der Durchschnitt liegt zwischen 17.000 und 18.000, unter 15.000 gibt es im hochwertigen Segment nichts mehr.

Dafür bekommen die Kunden aber inzwischen auch fast immer fixfertig eingerichtete und designte Domizile, in denen die Farbe der Vorhänge auf jene der Geschirrtücher abgestimmt ist und nur mehr die berühmte Zahnbürste – in der Realität wohl eher der Schrankkoffer – mitgebracht werden muss. Außerdem mache sich bei der Art der gesuchten Objekte auch bemerkbar, dass viele den Wohnsitz als Ganzjahresdomizil nutzen wollen, und das nicht nur aus Widmungsgründen. „Gärten und große Terrassen werden zunehmend wichtig, und während früher die Objekte im zweistelligen Millionenbereich mit Hallenbad konzipiert wurden, werden jetzt eher Swimmingpools und Naturteiche gebaut“, so Suljic.

Ganzjahresobjekte in Zell am See

Auch in Zell am See sind sowohl die Nachfrage wie auch die Preise kontinuierlich auf dem Weg nach oben. „Es wird vermehrt nach Ferienimmobilien gesucht“, berichtet Makler Kevin Ferstl, Geschäftsführer von Ferstl Immobilien. „Im hochpreisigen Segment sowohl nach Wohnungen, Penthouses wie Villen.“

Auch hier habe sich seit dem vergangenen Sommer bemerkbar gemacht, dass manche Einheimische, aber auch ausländische Kunden, die sonst im Sommer nach Mallorca oder Marbella fliegen, „lieber zu uns gekommen sind, um hier zu wandern und den Abstand in den Bergen zu genießen“, so der Makler. Was insbesondere zu einer verstärkten Nachfrage nach jenen Immobilien geführt hat, die sich sowohl als Sommer- wie Winterresidenzen eignen. Und entsprechend ihren Preis haben, der sich auch durch die gestiegenen Bau- und Rohstoffkosten weiter nach oben entwickelt hat.

AUF EINEN BLICK

Berge statt Meer, Wohnung statt Villa: Sogar klassische Ladenhüter haben dieses Jahr durch die große Nachfrage plötzlich Abnehmer gefunden – jedenfalls in Orten wie Kitzbühel, am Arlberg oder in Zell am See. Auch am Bodensee steigt die Nachfrage, wobei Seegrundstücke bedeutungslos sind – das Ufer ist großteils öffentlich. Zweitwohnsitze spielen eine ebenso untergeordnete Rolle – anders als in den begehrten Lagen am Arlberg.

„Seit Corona muss man für den Wohnquadratmeter im Premiumsegment mit 700 bis 10.000 Euro rechnen, für Grundstücke beginnen die Preise bei 1000 Euro in Toplagen“, so Ferstl. Wofür man vielleicht einen schönen Seeblick, aber definitiv keinen Seegrund bekommt. Denn diese sind am Zeller See – wie auch an allen anderen Seen der Republik – reine Liebhaberobjekte, die kaum auf den Markt kommen und dann entsprechende Preise generieren.

So gut wie keine Seegründe am Bodensee

Eine Thematik, die am Bodensee keine Rolle spielt, weil es hier so gut wie keine Seegründe gibt. Hier wohnt, wer es sich leisten kann, erhöht mit Blick aufs Wasser in Bregenz und Lochau: „Für Luxusimmobilien in Seeblicklagen zahlt man zwischen 10.000 und 15.000 Euro pro Wohnquadratmeter, teilweise sogar darüber“, berichtet Matthias Hartinger, Geschäftsführer von Engel & Völkers Vorarlberg Residential. Und noch ein anderes Thema, das in den anderen alpinen Hotspots die Gemüter bewegt, ist im Rheintal kein großes: die Problematik der Zweitwohnsitzwidmungen. „Am Bodensee haben wir das Thema mit der Feriennutzung nicht in diesem Maß, nur in Lochau werden nur mehr Hauptwohnsitze zugelassen.“

Rekorde am Arlberg

Da ist die Lage ähnlich wie in Salzburg, Tirol und am Arlberg, wo viele gern Zweitwohnsitze erwerben würden, aber nicht können“, so Hartinger. Die Grundstückspreise erzielen in den begehrtesten Lagen – wie etwa am Bregenzer Pfänderhang – bis zu knapp 3000 Euro pro Quadratmeter, was der gestiegenen Nachfrage keinen Abbruch tut. „Nachdem der erste Coronaschock im vergangenen Jahr überwunden war, ist die Nachfrage noch einmal stärker geworden“, berichtet der Makler. Was sich im Luxussegment des Rheintals mit Preissteigerungen von bis zu zehn Prozent bemerkbar gemacht hat; auf dem ohnehin extrem kleinen Immobilienmarkt am Arlberg werden dagegen Rekordpreise erzielt: „Dort ist ähnlich wie in Kitzbühel alles ausverkauft, was halbwegs vernünftig ist“, so der Makler. „Sogar in Buy-to-let-Modellen, bei denen man nur sechs Wochen Eigennutzung im Jahr hat, ist eine 110 Quadratmeter große Wohnung jüngst um drei Millionen Euro verkauft worden“, weiß er. „Ein ehemaliges Hotel, das um acht Millionen gekauft wurde, hat beim Verkauf der neu entstandenen Wohnungen dann 32 Millionen erzielt“, beschreibt er die derzeitige Situation. (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2021)

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