Expedition Europa

Nowitschok, was für ein Gift!

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Nachforschungen in der mährischen Walachei: von explodierenden Waffendepots und dämlichen russischen Agenten in Vrbětice.

Das war ein Riesenknall mit Rauchwolke, 2014 in Vrbětice, kurz darauf war es aber so still wie nie, keine zwitschernden Vögel, nichts. In einigen Bäumen hingen Maschinengewehre. Wenn der Wind dreinfuhr oder ein Tier ankam, folgten kleinere Explosionen, noch wochenlang. Die Leerung der übrigen Waffendepots füllte 550 Laster, 953 Hektar Wälder und Weiden blieben fünf Jahre lang gesperrt. Seit 17. April kennt man die Täter, Tschechien beschuldigt zwei aus Funk und Fernsehen bekannte Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU.

Vrbětice, 400 Einwohner, ist in der mährischen Walachei. Ein kaltsonniger Morgen im Mai, Weiden im Weichzeichner, Silhouetten kleiner Kuhgruppen. Die Causa ist wirr. Sinn ergibt, dass Russland die vom bulgarischen Waffenhändler Gebrew angekaufte Munition zerstören wollte, so konnte sie die Ukraine nicht kriegen, parallel wurden Anschläge auf Gebrew und bulgarische Depots verübt. Nur bedingt ergibt Sinn, dass der Verkäufer, der Ostrauer Waffenhändler Bernatík, die Agenten in die Anlage ließ. Dafür reichten zwei falsche Pässe mit den richtigen Fotos und E-Mail-Anfragen im Stil von: „Hallo, hier Ruslan Tabarow von der Nationalgarde Tadschikistans, kann ich mit meinem moldawischen Kollegen Nicolai Popa schauen kommen?“ Ihr Betreten der Depots ist nicht dokumentiert, die Erlaubnis hatten sie aber. Am 16. Oktober 2014 flog (laut Ermittlern vorzeitig), Depot Nr. 16 in die Luft, am 2. Dezember (offenbar wie geplant) Depot Nr. 12. Gar keinen Sinn ergibt, dass dieselben unbegabten Agenten 2018 zur Vergiftung des Überläufers Skripal nach Salisbury geschickt wurden – und wieder pfuschten.

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