"Wie zu Stalin-Zeiten": Brief-Attacke auf Medwedjew

LUZHKOV
LUZHKOV(c) AP (E.j. Flynn)
  • Drucken

Am Abend vor seiner Absetzung machte Moskaus Bürgermeister seinem Präsidenten schwere Vorwürfe: Medwedjew würde in Russland ein "Klima der Unterdrückung wie zu Stalin-Zeiten" begünstigen.

Der entlassene Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow hat Präsident Dmitri Medwedjew unmittelbar vor seiner Absetzung in einem Brief scharf kritisiert: Er warf dem Staatschef vor, in Russland ein Klima der Unterdrückung wie zu Stalin-Zeiten zu begünstigen.

Bemerkenswert ist das auch deshalb, weil Luschkow selbst von Kritikern wegen seines "autoritären" Führungsstils gescholten wurde und Stalin in einer Plakatreihe würdigen wollte - was Medwedjew untersagte.

In dem von der regierungskritischen Wochenzeitschrift "Nowoje Wremja - The New Times" am Mittwoch veröffentlichten Schreiben ist es nun Luschkow, der mangelnde Demokratie beklagt.

"Angst, eine Meinung zu äußern"

Seit dem Stalin-Regime herrsche in Russland Angst, eine Meinung zu äußern, schreibt der mittlerweile geschasste Bürgermeister. "Wenn die Führer des Landes diese Angst bestärken, kommt man leicht in die Lage, in der ein Land nur einen Führer hat, dessen Worte in Stein gemeißelt sind und dem man ohne Murren folgen muss. Wie passt das zu Ihrer Forderung nach der 'Entwicklung von Demokratie'?", fragt Luschkow in dem an Medwedjew gerichteten Brief.

Am Montagabend erhielt der Chef des Präsialamts das Schreiben, am nächsten Morgen wurde Luschkow gefeuert. Hat der Brief dem angezählten Stadtchef den Job gekostet? "Nein, das Schreiben hat die Entscheidung des Präsidenten nicht beeinflusst", beteuert man im Kreml.

Luschkow will Absetzung anfechten

Der Streit zwischen Luschkow und Medwedjew könnte übrigens demnächst in die nächste Runde gehen: Wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtet, vertraute Luschkow am Dienstag einem engen Freund an, seine Absetzung vor Gericht anfechten zu wollen.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.