Ladegut-Sicherung: „Mangelndes Problembewusstsein“

LadegutSicherung Mangelndes Problembewusstsein
LadegutSicherung Mangelndes Problembewusstsein(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Nach wie vor werden Lkw-Ladungen schlecht gesichert. Aufklärung und Strafen sollen Abhilfe schaffen.

Beunruhigende Ergebnisse in Sachen Verkehrssicherheit fördert die jüngste Online-Umfrage des Ladungssicherheitsspezialisten LogicLine zutage. Demnach missachten knapp 60 Prozent der Klein-Lkw-Fahrer die Gebote der Ladungssicherung. Auf die Frage „Wie sichern Sie Ihre Ladung?“ antworteten  rund 30 Prozent lapidar mit „einfach rauf auf die Pritsche und losfahren“, weitere 30 Prozent gaben an, selbst gebaute Transportkisten und Lastenträger zu verwenden. Auf den Einsatz von geprüften Sicherungsprodukten gewerblicher Hersteller verzichtet demnach mehr als die Hälfte der Befragten.

Ähnliche Werte zeigen Studien der letzten Jahre bei den Schwerfahrzeugen (Lkw über 3,5 Tonnen). Gemäß Untersuchungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind bei rund 40 Prozent der Lkw gravierende Mängel in der Ladungssicherung festzustellen. Entweder wird gar nicht beziehungsweise falsch gesichert, oder es kommen zerschlissene bis kaputte Sicherungsmittel zum Einsatz. Die dramatischen Folgen der rollenden Risikofaktoren: Rund 30 Tote und bis zu 600 Verletzte jährlich allein wegen mangelhaft gesicherter Ladungen auf Schwerfahrzeugen.

Unterschätzte Folgen

LogicLine-Geschäftsführer Peter Knor ortet die Ursachen der „untragbaren Situation“ in erster Linie beim mangelnden Problembewusstsein der Verantwortlichen: „Viele Fahrer unterschätzen die Kräfte, die bei einem Bremsmanöver oder bei Kurvenfahrten auf die Ladung einwirken. Die Folgen schlechter Sicherung reichen von verlorenem Ladegut bis hin zum Schleudern und Ausbrechen des Fahrzeugs.“ Verschärft hat sich die Problematik in den letzten Jahren insbesondere bei Klein-Lkw und Pritschenfahrzeugen, die aufgrund besserer Motorleistungen und fahrzeugtechnischer Sicherheitssysteme immer rasanter auf Österreichs Straßen unterwegs sind, jedoch im Vergleich zu schwergewichtigen Sattelschleppern weniger im Fokus von Kontrollen stehen.

Am Mangel von Normen und gesetzlichen Vorschriften scheint das Problem nicht festzumachen sein. Ob im nationalen Kraftfahrzeuggesetz, im Führerscheingesetz oder in der Straßenverkehrsordnung, im Europäischen Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter (ADR) oder den Ladungssicherungsrichtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI 2700 Blatt 16) – das Regelwerk zu Maßnahmen der richtigen Verwahrung der Ladung ist ausreichend und laut Experten auf dem neuesten Stand der Technik.

Theorie und Praxis

„Die Ladung muss so gesichert sein, dass sie unter normalen Fahrbedingungen, also auch bei einer Notbremsung, einem Ausweichmanöver oder schlechten Straßen nicht verrutscht oder gar vom Fahrzeug fällt“, bringt Konrad Rainer von der Fahrerakademie des ÖAMTC die Anforderungen auf den Punkt.  Und fügt ergänzend hinzu: „Richtige Ladegutsicherung ist mit geprüften, aufeinander abgestimmten Systemen natürlich wesentlich effektiver umzusetzen als mit selbst gebauten Hilfsmitteln.“

Was einfach klingt, erweist sich jedoch in der Praxis oft als unüberwindliche Hürde für die Ladungsverantwortlichen. Mangels Zeit, Problembewusstseins und vor allem technischen Know-hows wird nach dem Motto „Wird schon gut gehen“ nur allzu häufig auf regelkonforme Sicherung verzichtet. In den letzten Jahren hat der österreichische Gesetzgeber auf die Nachlässigkeit von Zulassungsbesitzern, Lenkern, Verladern oder firmeninternen Sicherheitsbeauftragten reagiert. Mit bis zu 5000 Euro werden seit 1. Juli 2005 Verstöße gegen die Ladungssicherungsvorschriften sanktioniert. Zudem droht zusätzlich zur Geldstrafe eine Eintragung ins Führerscheinregister. Seit 2005 kam es zu 18.000 Führerscheinvormerkungen wegen mangelnder Ladungssicherung, was einer Anzahl von rund zehn Vormerkungen pro Tag entspricht. Ob allein der verschärfte Strafrahmen eine signifikante, nachhaltige Wirkung zeigt, bezweifelt Peter Knor: „Meiner Meinung nach sollte es zunächst weniger um Strafen und mehr um Aufklärung gehen.“ Schließlich herrsche in Bezug auf die Ladungssicherung sowohl bei den diversen Ladungsverantwortlichen als auch bei kontrollierenden Exekutivbeamten noch immer Wissensbedarf.

Forderung nach Schulungen

Ein taugliches Mittel, diesen zu stillen, besteht in einem Besuch der zahlreich angebotenen Infoplattformen oder Schulungen (ÖAMTC, AUVA etc.). Dort bekommt man detailliert vermittelt, wer wie und warum zu sichern hat. Zusätzlich erfährt man auch, dass mehr Sicherheit am einfachsten durch den Einsatz geprüfter Produktreihen (Transportboxen, Racks, Planen usw.) erzielt wird. „Bei Verwendung der optimalen Ausstattung wird nicht nur die Verkehrssicherheit erhöht, sondern auch die Be- und Entladung effizienter“, so Knor.

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