Mariahilfer Straße 10-18. Von einem der größten Warenhäuser des 19. Jahrhunderts zu einem beispielgebenden Traditions-Warenhaus des dritten Jahrtausends.
Am 3. April 1895 eröffnete das fünfgeschossige Etablissement „Zur großen Fabrik Stefan Esders“ in der Mariahilfer Straße 18 als erste Wiener Niederlassung des Textil-Warenhausimperiums von Stefan Esders. Das im Jahr zuvor von Architekt Friedrich Schachner nach dem Vorbild großer Pariser Warenhäuser fertiggestellte Gebäude zählte mit weitläufigen Verkaufsräumen auf mehr als 12.000 Quadratmetern und seinen 39 erstmals elektrisch beleuchteten Schaufenstern von Beginn an zu einem der größten und prächtigsten Warenhäuser Europas.
Um- und Neubauten
Bereits 1898 wurden erste Erweiterungen des florierenden Unternehmens notwendig, 1902 und 1912 folgten ein Zubau und weitere Umbaumaßnahmen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden das Gebäude und seine prächtige historische Fassade in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Verkauf des Warenhauses im Jahr 1964 an das Textil-, Teppich- und Möbelhandelsunternehmen Rudolf Leiner sorgten Modernisierungsmaßnahmen wie etwa der Einbau von Aufzügen und Rolltreppen für eine Neugestaltung im Innenbereich. An der Außenseite veränderte die radikale Vereinfachung der Fassade im sachlichen Stil der Nachkriegsmoderne den historischen Gebäudecharakter. 1991 kam es zur Eröffnung eines Neubaus in der Karl-Schweighofer-Gasse, der in das Kaufhaus einbezogen wurde. Die Verkaufsfläche vergrößerte sich damit von 12.000 auf 30.000 Quadratmeter.
Weg ins dritte Jahrtausend
2017 erwarb Signa Real Estate den Leiner Flagship-Store. 2019 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben (Gewinner: Architekturbüro O.M.A., Office for Metropolitan Architecture), um in moderner Weise an die ursprüngliche Geschichte des Standorts als Traditions-Warenhaus anzuknüpfen und ein neues Zukunftsprojekt für die Mariahilfer Straße zu schaffen. Mitte Mai startete die Phase des konstruktiven Abbruchs, der mit Jahresende 2021 abgeschlossen sein soll. Im Zuge dessen gilt es rund 180.000 Kubikmeter „umbauten Raum“ abzutransportieren, das Material wird zu 80 Prozent recycelt. Mehr als drei Jahre wird der Standort eine Großbaustelle sein. Modernste, technische Ausrüstung wird dabei Staubemissionen minimieren, u. a. mittels punktgenau eingesetztem Sprühnebel. Läuft alles nach Plan, wird im Herbst 2024, rund 130 Jahre nach Eröffnung des Warenhauses von Stefan Esders, ein neues Gebäude stehen, das die Idee des Traditions-Warenhauses ins dritte Jahrtausend transportiert.
Benefizauktion
>>> Mehr dazu unter: Versteigerung der Jugendstiltreppe für einen guten Zweck