Interview

Golli Marboe: "Jeder macht sich seine eigenen Vorwürfe"

Golli Marboe: „Depression wurde in meiner Familie als Selbstverständlichkeit angesehen.“
Golli Marboe: „Depression wurde in meiner Familie als Selbstverständlichkeit angesehen.“Eugénie Sophie
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Vor drei Jahren nahm sich Golli Marboes Sohn das Leben. Mit der „Presse am Sonntag“ sprach Marboe über seine Mitverantwortung und die der Gesellschaft an Tobias Tod. Und darüber, warum gerade im Mai so viele Suizide passieren.

Im Mai finden normalerweise die meisten Hochzeiten statt, alles blüht, das Leben erwacht. Gleichzeitig ist die Anzahl der Suizide im Mai am höchsten. Warum?

Golli Marboe: Im Winter, wenn es dunkel ist, sind alle Menschen viel zu Hause – und griesgrämig. Wenn der Frühling kommt, gehen die „normalen“ Menschen hinaus, freuen und verlieben sich. Jene aber, die depressiv sind, bleiben in der Isolation und fühlen dann besonders, dass sie anders sind. Sie spüren keine Freude. Während der Coronapandemie gab es auch nicht mehr Suizide. Aber nun, da wieder alles öffnet und die Krise überwunden sein wird, könnte es zu einer Explosion kommen. Denn alle, die es können, lassen nun die Sau raus, feiern und verlieben sich. Die Einsamen jedoch spüren ihre Einsamkeit besonders schmerzlich. Darum ist es so wichtig, gerade jetzt über dieses Thema zu sprechen.

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