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Google Nest Hub: Der Wächter des Schlafs

Dem Google Nest Hub entgeht nur wenig von der Seitenlinie.
Dem Google Nest Hub entgeht nur wenig von der Seitenlinie.Google
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Mit der zweiten Generation des Google Nest Hub gibt es die Möglichkeit, seine eigenen Schlafgewohnheiten mithilfe eines Radars ins Visier zu nehmen.

Noch klingeln Tech-Enthusiasten und Android-Fans von der alljährlichen Entwicklerkonferenz der Google I/O die Ohren von all den Visionen und Projekten, die zwischen 18. und 20. Mai präsentiert wurden. Reminiszenzen an Star Wars und Star Trek gab es genug. Sei es, künftig mit Hologrammen sprechen zu können, die weit über jene Technologien hinausgehen, die George Lucas einst ersann und die nun mit Starlink Realität werden. Selbst der Bordcomputer der „Next Generation“ der Star-Trek-Reihe wurde bei der Präsentation in den Schatten gestellt. Schon bald sollen Computer mit uns reale Gespräche führen können. Doch bis es so weit ist, blicken wir in Richtung tatsächlich verfügbarer Geräte und Technologien, wie dem Nest Hub, der zweiten Generation von Google.

Das Gerät präsentiert sich auf den ersten Blick als digitaler Bilderrahmen mit smartem Lautsprecher. Das ist er auch, mit einigen netten Extras. Womit sich schon beim Einrichten die Frage stellt: Wie will der Nest Hub genutzt werden? In der Küche oder im Wohnzimmer erfüllt er die Funktion eines smarten Assistenten für Einkaufslisten, kurzweilige YouTube-Videos mit Koch- und Backanleitungen. Dabei verpasst man aber die Chance, einen weiteren Aspekt seines Lebens unmonitorisiert vergehen zu lassen – den Schlaf.

Schnarchen? Lüge! Beim Einrichten braucht es keinen Abschluss in Raketenwissenschaften. Der Nest Hub führt auf angenehme Weise durch den Einrichtungsprozess und stellt mehrmals klar, dass die kleine Aussparung auf der Frontseite, über dem Bildschirm, keine Kamera ist. Dabei handelt es sich um eine Eigenentwicklung Googles, dem sogenannten Soli. Die Radar-Technologie kam erstmals beim Pixel 4 zum Einsatz für die Gestensteuerung. Dem Zugriff muss man auch explizit zustimmen. Ebenso, dass Google einen Voice Match durchführen darf. Damit kann jeder Nutzer anhand des erstellten Stimmenprofils unterschieden werden. Dieses soll aber nur direkt auf dem Gerät gespeichert werden, wobei es aber für das Modell „vorübergehend an Google gesendet wird“. Um den Assistenten einwandfrei nutzen zu können, ist es aber nicht notwendig.

Damit die Schlafanalyse dann auch tatsächlich starten kann, muss das Gerät idealerweise auf Höhe der Bettkante positioniert werden. Ein kurzes Probeliegen reicht, damit der Sensor sich einstellen kann. Dann muss es nur noch Nacht werden. Gemessen wird die Schlafdauer, etwaiges Husten, Schnarchen und die Lichtveränderungen. Schnell präsentiert sich Schwarz auf Weiß, was man sich mitunter nicht eingestehen will: Die Schlafdauer ist zu kurz, das Schnarchen doch keine fiese Unterstellung des Partners und das Glas Wein am Abend hat doch Auswirkungen auf die Schlafqualität bzw. -ruhe. Sehr fein hingegen ist das Aufstehen damit. Denn die Auswahl an Weckfunktionen (Radio, Musik, Podcasts), die – den richtigen Anbieter vorausgesetzt –, auch mit smarten Glühbirnen kombiniert werden können.

Fairer Preis. Google hat mit dieser Form des Schlaftrackings ein von smarten Uhren und Schlafmatten losgelöstes Produkt auf den Markt gebracht. Mit knapp 100 Euro ist es auch noch relativ günstig.

Tagsüber kann der Bildschirm Musik abspielen und das heimische Schlafzimmer beschallen. Gekoppelt mit Google Fotos (das bald kostenpflichtig wird), kann man sich auch einmal an vergangene Urlaube erinnern lassen, die ja jetzt endlich wieder in greifbare Nähe rücken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2021)

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