Jetzt haben Singvögel Hochsaison. Wer aufmerksam hinhört, kann neben Amsel und Spatz auch Rotkehlchen, Buchfink und Mönchsgrasmücke hören. Rund 120 Brutvogelarten leben in Wien. Ein Spaziergang mit dem Ornithologen Wolfgang Kantner.
Der Wind pfeift, Kinder schreien, ein Hund bellt, die Sirene eines Rettungswagens ertönt, irgendwo wird gehämmert und im Hintergrund zwitschern die Vögel. Zumindest hört man das als ornithologischer Laie an einem Mittwochnachmittag im Wiener Augarten. Der Ornithologe Wolfgang Kantner hört all das vermutlich auch, allerdings nimmt er Letzteres ganz anders, nämlich wesentlich differenzierter, wahr.
Er hört nicht nur Vogelgezwitscher, sondern einen Warnruf der Kohlmeise an ihre Jungen – woraus er schließt, dass schon gebrütet wird –, den Gesang der Amsel, den Regenton des Buchfinks (der so genannt wird, weil er meist ertönt, wenn das Wetter schlecht ist, wie er später erklärt), das Tschilpen der Haussperlinge und das Kreischen der Mauersegler, die er zu seinen Lieblingsvögeln zählt („der Mauersegler ist kein Singvogel, aber sein Kreischen – sri-sri-sri – kennt man aus italienischen Filmen, da wird es gern eingespielt, wenn jemand verfolgt wird“).