Der im Wien Maria Theresias beliebte Maler Jean-Étienne Liotard malte 1781 ein Porzellan-Teeset.
„Weißes Gold“

Der tiefe Fall des Porzellans

In China erfunden und perfektioniert, wurde das „weiße Gold“, das Porzellan, auch in Europa zum bewunderten Kultobjekt, zunächst für die Oberschicht, bald auch für das Bürgertum. Was ist eigentlich davon geblieben? Nur verstaubte Vitrinen?

Man möchte es ungern zur Kenntnis nehmen, aber: Bleibt am Ende der Jahrhunderte zurückreichenden Symbiose zwischen Europa und dem Porzellan nur mehr die Scheidung? Die Jungen ignorieren es, in dieser Schicht ist der Zauber gänzlich verschwunden, hier hat es überhaupt keine Anziehungskraft mehr. Die bürgerlichen Haushalte, in denen man zu den hohen Festtagen zum feinen Porzellangeschirr greift und aus Pietät die Vitrine mit Omas Erbstücken hoch schätzt, werden weniger. Manchmal benützt man sie noch, wenn Gäste kommen, schließlich hat man sich selbst damals bei der Hochzeit das Service mit dem international angesehenen Markennamen gewünscht. Wenn Ehepaare älter werden und wieder mehr Zeit für Esskultur ist, wird das feine Geschirr wieder verwendet.

Natürlich gibt es auch heute einen Sammlermarkt für wertvolle Stücke. Es scheint aber, dass wir uns im Endstadium einer vier Jahrhunderte langen Entwicklung befinden, an deren Beginn Porzellan etwas Magisches an sich hatte, das Europas Könige genauso entzückte wie aristokratische und bürgerliche Liebhaber.

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