Serbischer Patriarch Irinej im Kosovo in Amt eingeführt

Serbisch-orthodox Patriarch Irinej
Serbisch-orthodox Patriarch Irinej(c) REUTERS (Hazir Reka)
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Zu der Feier am historischen Patriarchensitz in Pec waren keine kosovarischen Vertreter eingeladen. In seiner Ansprache forderte Irinej erneut ein Ende der Unabhängigkeit des Kosovo.

Das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Irinej, ist am Sonntag im Patriarchenkloster von Pec (albanisch Peje) im Westkosovo feierlich in sein Amt eingeführt worden. Der 45. serbische Patriarch bezog in seiner kurzen Ansprache auch gegen die Unabhängigkeit des Kosovo Position. Er appellierte an die "starken internationalen Akteure", keine Statuslösung für den Kosovo zuzulassen, die "dem serbischen Volk sein jahrhundertealtes Recht auf seine Heimat, sein Vermögen, auf die Gräber seiner Ahnen entzieht". Belgrad erkennt die im Februar 2008 verkündete Unabhängigkeit des Kosovo weiterhin nicht an.

"Das serbische Volk hat kein anderes Mutterland als Serbien, dessen Bestandteil seit Jahrhunderten der Kosovo ist. Hier gibt es genügend Lebensraum für eine Koexistenz des serbischen, albanischen und anderer Völker. Diese Völker haben jahrhundertelang zusammen gelebt. Warum könnten sie dies auch heute nicht tun?" fragte sich der Patriarch. Mit Liebe und Achtung wende er sich nicht nur an das serbische orthodoxe Volk, sondern auch an das ehrwürdige albanische Volk und fordere alle Bürger des Kosovo zu Frieden und Gemeinsamkeit auf, unterstrich der 80-Jährige. Er bekundete gleichzeitig auch die Hoffnung, dass alle durch das menschliche Übel angerichteten Wunden möglichst schnell heilen würden.

Amtseinführung am alten Patriarchensitz

Die Amtseinführung in Pec war identisch mit der Inthronisierung Irinejs in der Belgrader Domkirche am 23. Jänner. Dem Patriarchen wurden beim Festgottesdienst die Insignien seines Amtes - weiße Kopfbedeckung, Zepter und Panagia (Kette mit der Abbildung Muttergottes) überreicht. Vom ursprünglichen Patriarchenstuhl sind in der Klosterkirche in Pec aus dem 13. Jahrhundert nur einige Marmorplatten übrig geblieben, der neue Stuhl mit Holzschnitzerei ist ein Geschenk des griechischen Frauenklosters Ormilias auf der Chalkidiki-Halbinsel und war zu Ostern feierlich im Kloster aufgestellt worden.

Zur Feierlichkeit waren 6000 Menschen aus Serbien und Montenegro angereist, berichteten KFOR und kosovarische Polizei. Diese hinderte jedoch die serbischen Oppositionspolitiker Tomislav Nikolic und Velimir Ilic an der Einreise in den Kosovo. Für ihre Reise nach Pec hatten sie nicht die erforderliche Zustimmung der Behörden in Pristina (Prishtina) beantragt.

Kosovarische Vertreter nicht eingeladen

Der Feierlichkeit in Pec wohnte der serbische Staatschef Boris Tadic bei, der mit einem KFOR-Hubschrauber eingeflogen wurde. Anwesend waren auch die Chefs der EULEX-, KFOR- und der OSZE-Mission, Yves de Kermabon, Erhard Bühler und Werner Almhofer. Die Vertreter der kosovarischen Behörden wurden entgegen ihres ausdrücklichen Wunsches nicht zur Amtseinführung eingeladen. Auf Empfehlung des Kirchensynods war auch die geplante kollektive Reise der serbischen Kirche nach Pec ausgeblieben. Zwischenfälle gab es bei der von italienischen KFOR-Soldaten begleiteten Feier in Pec keine.

Das 80-jährige Kirchenoberhaupt, dessen offizieller Titel Metropolit von Belgrad und Karlovci, Erzbischof von Pec und serbischer Patriarch lautet, ist in der Kirche für seine Bereitschaft zum ökumenischen Dialog und zur Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften bekannt. Dass er sich einem Papst-Besuch in Serbien nicht widersetzen würde, deutete das neue Kirchenoberhaupt wenige Tage vor seiner Wahl Anfang des Jahres an. Das Jahr 2013, der 1700. Jahrestag des Toleranzedikts von Mailand - mit dem die Christenverfolgungen im Römischen Reich beendet wurde - wäre ein möglicher Termin dafür, meinte Irinej damals. Als Bischof in der südserbischen Stadt war er mit der Vorbereitung der Feierlichkeit beauftragt worden. Der römische Kaiser Konstantin I., der das Edikt gemeinsam mit seinem Mitkaiser Licinus erlassen hatte, wurde in Naissus, dem heutigen Nis, geboren. Irinej leitete das dortige Bistum 35 Jahre lang.

(APA)

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