Hitzewelle

Der heißeste Ort Kanadas ist nur noch Schutt und Asche

Town of Lytton evacuated due to wildfire
Town of Lytton evacuated due to wildfire(c) REUTERS (JENNIFER GAUTHIER)
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Verkohlte Häuserreihen und Straßenzüge sind das, was von Lytton übriggeblieben ist. Der Ort hatte über mehrere Tage hinweg Höchsttemperaturen von fast 50 Grad gemeldet. Dann brach ein Feuer aus. Der Grund für die extreme Hitze: eine „Hitzekuppel“.

Am Montag noch waren Menschen in ihre Autos gestiegen, um nach Lytton zu fahren, um die heiße Luft zu spüren, „um einen Teil kanadischer Geschichte zu erleben“, wie es jemand auf dem Kurznachrichtendienst Twitter am Dienstag beschrieb. „Heat tourism“ nannten das Anrainer, Hitzetourismus. Am Freitag gibt es Lytton nicht mehr.

CANADA-FIRE
CANADA-FIRE(c) APA/AFP/BC Wildfire Service/- (-)

Die kanadische Ortschaft, gelegen in der westlichen Provinz British Columbia, ist abgebrannt. Nachdem sie Tag für Tag neue landesweite Höchsttemperaturen von knapp 50 Grad Celsius gemeldet hatte, brach am Mittwoch ein Feuer in Lytton aus. Am Donnerstag dann: der Ort Schutt und Asche, versengt in der extremen Hitze.

90 Prozent abgebrannt

In kürzester Zeit wurde die kleine Gemeinde von einer Feuerwalze überrollt. 90 Prozent von Lytton seien abgebrannt, auch der ganze Ortskern, teilte der kanadische Parlamentsabgeordnete Brad Vis am Donnerstag mit. Mehr als tausend Menschen hätten in aller Eile flüchten müssen.

Wildfire in Lytton, British Columbia
Wildfire in Lytton, British Columbia(c) via REUTES (2 RIVERS REMIX SOCIETY)

Woher kommt die extreme Hitze?

Er habe weißen Rauch am Südrand des Ortes gesehen - und schon 15 bis 20 Minuten später hätten die Flammen die ganze Stadt ergriffen, hatte Bürgermeister Jan Polderman am Donnerstag den Ausbruch beschrieben. Fotos und Videos zeigten komplett verkohlte Häuserreihen und Straßenzüge. Offizielle Zahlen über mögliche Opfer gab es zunächst nicht. Vielerorts waren Strom- und Telefonverbindungen unterbrochen. Die Menschen seien in alle Richtungen in weiter entfernte Orte geflüchtet, hieß es, der Canadian Broadcasting Corporation zufolge viele ohne ihr Hab und Gut.Vor der Brandkatastrophe am Mittwochabend hatte Lytton, das rund 260 Kilometer nordöstlich der Stadt Vancouver liegt, drei Tage in Folge kanadaweite Hitzerekorde aufgestellt. Das Thermometer zeigte nach Angaben der Wetterbehörde am Dienstag 49,6 Grad Celsius an, die bisher höchste in Kanada gemessene Temperatur.Für die extreme Hitze verantwortlich ist das Phänomen der "Hitzekuppel", das heißt, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heiße Luft in der Region fest. Aktuell davon betroffen sind die normalerweise gemäßigten Klimaregionen an der Westküste Nordamerikas - westkanadische Provinzen, auch gebirgige Regionen, und der pazifische Nordwesten der USA, die Bundesstaaten Oregon und Washington.

Wetterexperten der "Washington Post" zufolge ist die Intensität dieser Hitzekuppel "statistisch gesehen so selten, dass sie im Durchschnitt nur einmal alle paar tausend Jahre zu erwarten" sei. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe allerdings "diese Art von außergewöhnlichen Ereignissen wahrscheinlicher gemacht".

Waldbrände durch Blitzschläge

Das Feuer auf einer Fläche von 65 Quadratkilometern sei "außer Kontrolle", teilten die Behörden am Donnerstag mit. Das Wetter sei weiterhin trocken, heiß und windig. Auch in anderen Teilen der kanadischen Provinz British Columbia waren binnen 24 Stunden Dutzende Waldbrände ausgebrochen, viele durch Blitzschläge.

Heißes und trockenes Wetter mit heftigen Winden verschärfte auch in Kalifornien die Feuerlage. Im Norden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaats kämpften am Donnerstag über tausend Feuerwehrleute gegen drei größere Waldbrände an. Eines der Feuer nahe der Ortschaft Weed hat sich auf eine Fläche von über 80 Quadratkilometern ausgebreitet. Mehrere tausend Menschen waren aufgefordert worden, ihre Häuser in der Gefahrenzone zu verlassen. Trotz eines mehrtägigen Großeinsatzes der Feuerwehr waren die Flammen am Donnerstag erst zu 25 Prozent eingedämmt.

2020 hatte Kalifornien die flächenmäßig verheerendste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Besonders schwer wüteten die Brände von Mitte August bis Ende Oktober. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.

(Ag./epos)

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