Urwald in Österreich: Hausaufgaben erfüllt, ein Schritt steht noch aus

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Alte EibeWildnisgebiet Dürrenstein
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Im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet sind nach mehr als zehn Jahren die Hausaufgaben erledigt: Der dortige Urwald ist bald doppelt so groß.

Die Presse/PW

Mit dem formalen Beschluss, 3500 Hektar entlang des Lassingbachs in der Obersteiermark unter Schutz zu stellen, kann die Landesregierung die Hausaufgaben als erledigt abhaken, jedenfalls vorerst. Nun tritt die Verordnung in Kraft, mit der das Gebiet geschützt wird – und damit ist der Zusammenschluss mit dem ebenso großen Schutzgebiet auf niederösterreichischer Seite perfekt. Somit ist das Bestehen des größten Urwaldgebiets Mitteleuropas sichergestellt. Der „Rothwald“ ist eine der letzten Flächen, auf denen sich Flora und Fauna seit Ende der letzten Eiszeit weitgehend unbeeinflusst haben entwickeln können.Die letzte Etappe steht (auf den in der Steiermark gelegenen Flächen) allerdings noch aus: die Anerkennung durch die internationale Naturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature). Sie ist für den kommenden Herbst geplant. Dann werden Experten der Organisation das Gebiet begehen, um über dessen Schutzwürdigkeit nach Kategorie 1 (Wildnisgebiet) und dessen natürlichen Zustand zu befinden. Auf den 3500 Hektar in Niederösterreich besteht diese Anerkennung bereits seit langem.

In der Steiermark hat der Weg bis zum Landtagsbeschluss mehr als zehn Jahre gedauert. Einerseits haben sich die Verhandlungen mit den Grundeigentümern in die Länge gezogen, andererseits spielte auch Geld eine wichtige Rolle. Unter anderem auch dafür haben zwei private Unternehmer gesorgt: Bernhard Astner, Partner in einer internationalen Rechtsanwaltskanzlei, und Herbert Gartner, Geschäftsführer von „eQventure“. Sie haben aber sich nicht nur um einen besseren Geldfluss gekümmert, sondern auch wesentlich dazu beigetragen, dass es in der Region einen Meinungsumschwung gegeben hat. Die anfängliche Skepsis ist der Offenheit dem Projekt gegenüber gewichen.

„Vermächtnis für kommende Generationen"

Sinnbildlich dafür steht wohl das „Haus der Wildnis“ in Lunz am See, das vor wenigen Wochen fertiggestellt worden ist. Es ist im Zentrum errichtet worden – genau an jener Stelle, an der ursprünglich ein Hotelprojekt herkömmlicher touristischer Spielart geplant war. Die italienischen Investoren gingen pleite, die Fläche lag jahrelang brach, ehe das „Haus der Wildnis“ ein Signal für die nachhaltige Entwicklung der Region setzte.

In Österreich ist dieses Schutzgebiet nicht nur wegen des Urwalds einzigartig – es ist auch die einzige länderübergreifende Schutzzone, in der es bloß eine Gebietsverwaltung gibt. Die besteht deshalb in Niederösterreich, weil der dortige Urwald bereits seit 19 Jahren unter Schutz gestellt worden ist.

Auf steirischer Seite gibt es derzeit keine konkreten Pläne für eine sanfte, touristische Erschließung; ausgeschlossen ist sie nicht. Für die steirische Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) steht aber anderes im Mittelpunkt: „Das ist ein echtes Vermächtnis für die kommenden Generationen.“

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