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Vokalkunst und die Königin der Instrumente

Diego Fasolis am 28. 8. mit I Barocchisti.
Diego Fasolis am 28. 8. mit I Barocchisti.(c) Fasolis Barocchisti
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Geistliche Musik. Bachs Orgellandschaften, Desprez’ Polyphonie und ein neapolitanisches Requiem: geistliche Musik bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.

Innsbruck. Was bedeuten schon Grenzen? Schlagbäume, Stacheldrähte oder die Konturen von Fürstentümern, Diktaturen, Republiken: Sie alle haben durch die Jahrhunderte Änderungen und Auflösungen durchgemacht, manchmal ersehnt, manchmal gefürchtet. Viel dauerhafter sind da Orgellandschaften: Gebiete, die durch bestimmte Orgelbauer ein Klanggesicht bekommen und teilweise bis heute behalten haben, über politische Umbrüche hinweg. Der vielseitige Alte- Musik-Experte Jörg Halubek fungiert an der Pirchner-Orgel des Innsbrucker Doms als eine Art Reiseführer (14. 8.). Für ein Multimediaprojekt stellt er gerade Bachs Orgelwerke anhand von dessen damaligen Instrumenten neu dar – mit einem umfassenden „Klangkatalog“ im Sinn, „der die vorstellbare Vielfalt von Bachs eigens erlebtem Orgelklang abbilden soll“.

In Innsbruck macht Halubek das anhand einer biografischen Reise durch die Bach’schen Lern- und Wirkungsstätten hörbar: etwa Arnstadt, Weimar und Leipzig. Das Konzert zeigt große Kompositionen wie die c-Moll-Passacaglia BWV 582 oder Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 in faszinierenden Wechselwirkungen. An eine unweigerliche, schmerzliche Grenze stoßen die von Diego Fasolis gegründeten I Barocchisti: Auslaufende Förderverträge bedeuten das Ende dieses seit 1993 umjubelten Ensembles. Der Abschied wird standesgemäß zelebriert und bildet den offiziellen Schlusspunkt der Festwochen 2021 – im einzigartigen Ambiente der Hofkirche unter Mitwirkung von Solisten und Chor von RSI mit dem Requiem von Francesco Durante (28. 8.).

Zurück in eine Zeit, da gerade in der Musik politische oder sprachliche Grenzen keine Rolle spielten und die Vertreter der franko-flämischen Vokalpolyphonie in ganz Europa als die größtenMeister tätig waren, geht es in derJesuitenkirche (8. 8.): Mit dem Prager A-cappella-Ensemble Cappella Mariana, verstärkt um Mitglieder des Ensembles Cond´e-surl’Escaut, geleitet vom Lautenisten Andreas Arend. Der vor 500 Jahren verstorbene Josquin Desprez war der vielleicht erste Komponist, der in der Nachwelt im künstlerischen Selbstbewusstsein von Humanismus und Renaissance weit über seinen Tod hinaus als zentraler Maßstab musikalischer Qualität galt: Die ausgeklügelte „Missa la sol fa re mi“ beweist das. Dass Arend dabei auch kreative Zugänge verwirklicht, betont die Lebendigkeit und Wandelbarkeit einer Musik, die nicht zum Monument erstarrt ist: Auch das eine willkommene Grenzüberschreitung im Sinne der Kunst.

Mehr Informationen unter: www.altemusik.at 

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