FPÖ will sich neu ausrichten: "Werden bürgerliche Partei"

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Die FPÖ will bei einer Sitzung den Wahlkampf analysieren. Gleichzeitig leitet man eine Kurskorrektur ein, um sich als neue Mittelpartei zu positionieren. Auch die Schaltstellen der Partei werden neu besetzt.

Wien. Es wird eine entspannte Sitzung. Die FPÖ trifft sich am heutigen Dienstag, um den Wahlkampf zu analysieren, strategische und personelle Entscheidungen zu treffen. Die Details:


•Inhaltliche Positionierung. Bei der Sitzung steht die strategische Neuausrichtung der Partei am Programm, wie Wahlkampfmanager und Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein der „Presse“ auf Nachfrage bestätigt: „Wir wollen weiter wachsen und uns als bürgerliche Mittelpartei positionieren.“ Nachsatz: „Wir werden in das bürgerliche Lager vorstoßen und thematisch breiter werden.“ In anderen Worten: Die FPÖ zielt auf die bürgerlichen Bezirke, gleichzeitig will die Partei, die im Gemeindebau in die rote Kernwählerschicht vorgestoßen ist, diesen Erfolg ausbauen: „Bis gestern wussten wir nicht, das wir in Simmering an der 40-Prozent-Marke kratzen. Nun werden wir die Arbeit dort ausbauen, dass wir die stärkste Partei in den Gemeindebauten werden“, kündigt Jenewein an: „Wir können im bürgerlichen Bereich und den Gemeindebauten punkten.“ Diese Ausrichtung spiegelt sich in der Gemeinderatsriege wider. Barbara Kappel soll die FP-Wirtschaftskompetenz stärken, Frauen ansprechen und ins bürgerliche Lager strahlen. Auch Straches Statthalter, Johann Gudenus, soll als Bürgerlicher verkauft werden. Große Hoffnungen setzt die Partei zusätzlich in den Hietzinger Bezirksparteiobmann, Günter Kasal.


•Wer in der FPÖ aufsteigt.
Am heutigen Dienstag werden auch personelle Weichen gestellt – intern findet die Inthronisierung von Straches Statthalter, Johann Gudenus, statt, der Klubobmann wird. Wahlkampfmanager Jenewein dagegen wird mit einem Bundesratsmandat belohnt. Der abgelöste Klubobmann Eduard Schock wird auf den Posten des nicht amtsführenden Stadtrates weggelobt. Nachdem die FPÖ weitere (nicht amtsführende) Stadträte bekommt, werden auch diese Posten vergeben. Einen erhält Gemeinderat David Lasar, der ebenfalls von einer Kurskorrektur spricht, um weiterzuwachsen; einen Stadtratsposten bekommt Gemeinderätin Veronika Matiasek. Falls der FPÖ ein weiterer Stadtratsposten zustehen sollte, wird Gemeinderat Toni Mahdalik aufsteigen. Damit bleibt noch Johann Herzog, derzeit der einzige nicht amtsführende FP-Stadtrat. Er bekommt den FP-Posten als einer der Landtagspräsidenten. Während mehrere FPÖ-Funktionäre diese Personalrochaden der „Presse“ inoffiziell bestätigen, gibt sich Parteimanager Jenewein auf „Presse“-Anfrage (noch) unwissend. „Wir haben erst morgen die Sitzung. Ich kann diese Namen und Posten nicht bestätigen.“

Auf einen Blick

FPÖ neu. Nach dem Wahlerfolg nimmt die FPÖ eine Kurskorrektur vor, um weiter zu wachsen. Die Partei soll inhaltlich breiter, die Tonalität sanfter werden. Parallel dazu wird die Arbeit in den Gemeindebauten forciert, um dort 2015 die stärkste Partei zu werden.

Personalentscheidungen. Bei der Sitzung am heutigen Dienstag wird nicht nur die neue Parteilinie beschlossen, sondern auch die Schaltstellen der Partei werden mit Strache-Vertrauten neu besetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2010)

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