Mein Samstag

Olympia am Computer

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Wie gefallen Ihnen die Olympischen Spiele bisher so? Als arbeitender Mensch versäumt man ob der Zeitverschiebung leider die meisten Bewerbe, was schade ist, weil es nach dem doch eher einseitigen Juni (Fußball) erfrischend ist, auch einmal bei weniger geläufigen Sportarten (Fechten und so) zuzuschauen.

Die besten Olympischen Spiele habe ich selbst als Kind erlebt – und zwar auf eher unsportliche Weise. Und auch nicht nur alle vier Jahre, sondern eher vier Jahre am Stück: Mehrere Nachbarsbuben hatten nämlich einen Commodore 64 und dazu allerlei Floppys (so hieß das) mit den großartigsten Spielen der Welt darauf. Die hießen Summer Games, Winter Games und World Games und waren alle (pseudo-)olympische Turniere, bei denen man gegeneinander antreten konnte. Die Grafik war aus heutiger Sicht atemberaubend schlecht, der Sound ebenso, man musste zudem zwischen den Bewerben minutenlang geduldig warten, weil das Gerät so unendlich langsam geladen hat. Meist war die Spielzeit, etwa beim Baumstammwerfen, Klippenspringen oder Gewichtheben, nach wenigen Sekunden schon wieder vorbei. Dann hieß es wieder warten, ehe der nächste Spieler einige Sekunden den Joystick bedienen durfte. Am besten fand ich dabei, dass man anfangs unter zig Flaggen ein Land wählen konnte, für das man antreten wollte, und dabei die jeweilige Hymne (in schrecklicher Akustik) anhören konnte.

Etwas später gab es dann auch die California Games, bei denen man in Sportarten wie Inlineskaten vor (absonderlich schlecht animierter) kalifornischer Szenerie gegeneinander spielte. Das Spiel war der Realität übrigens gewiss nicht grafisch, aber doch inhaltlich Jahrzehnte voraus – war doch in der C64-Welt damals schon Skateboarden olympisch, während dies in der echten Welt bekanntlich erst seit heuer der Fall ist. Ich war jedenfalls immer sehr dankbar, wenn mich die Buben mitspielen ließen. Auch wenn ich – weil Computerspielen eher keine meiner Inselbegabungen ist – meistens auf dem letzten Platz landete. Aber das machte nichts. Dabei sein ist bekanntlich . . . Sie wissen schon.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2021)

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