Deutschland: Jeder Zehnte wünscht sich einen "Führer"

Deutschland: Jeder Zehnte wünscht sich einen
Deutschland: Jeder Zehnte wünscht sich einen "Führer"(c) AP (Miguel Tovar)
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Einer Studie zufolge nehmen in der deutschen Bevölkerung Ausländer- und Islamfeindlichkeit zu. Mehr als jeder Zehnte hält eine Diktatur für "die bessere Staatsform".

Rechtsextreme Ansichten nehmen in Deutschland deutlich zu. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch vorgestellten Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.

Demnach schließt sich ein Viertel der Bevölkerung fremdenfeindlichen Aussagen an. 2008 sei es noch ein Fünftel der Bürger gewesen. Mehr als 30 Prozent stimmten bei der Frage der Aussage zu: "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet". Ebenso viele meinen, dass Ausländer "kommen, um den Sozialstaat auszunutzen."

Gut jeder Vierte wünscht sich laut der Umfrage eine "starke Partei", die die "Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert". Mehr als jeder Zehnte sehnt sich nach einem "Führer", der "Deutschland zum Wohle aller mit harter Hand regiert" und hält eine Diktatur für "die bessere Staatsform". 15,9 Prozent antworteten bei der Führer-Frage mit "teils/teils".

Verbreitete Ablehnung von Muslimen

Besonders die Feindseligkeit gegenüber dem Islam ist der Studien zufolge stark ausgeprägt. Der Aussage "Für Muslime in Deutschland sollte die Religionsausübung erheblich eingeschränkt werden" schließen sich 58,4 Prozent der Bevölkerung an - in Ostdeutschland sogar 75,7 Prozent. Dass "manchen Leuten Araber unangenehm sind", konnten 55,4 Prozent "gut verstehen".

Insgesamt stimmten ältere Menschen bei der Umfrage wesentlich häufiger rechtsextremen Aussagen zu als junge. Und: je niedriger das Bildungsniveau, desto ausgeprägter die rechtsextreme Einstellung. Rechtsextremismus sei jedoch kein Phänomen am "Rand" der Gesellschaft, betonte Nora Langenbacher von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ganz im Gegenteil fänden sich rechtsextreme Einstellungen "in besorgniserregendem Maße in der Mitte der Gesellschaft".

"Alarmsignal für Politik und Gesellschaft"

Die Autoren werteten die Ergebnisse als "Alarmsignal für Politik und Gesellschaft". Die rechtsextremen Einstellungen hätten mit der Wirtschaftskrise zugenommen. Es bestehe die Gefahr, dass Rechtspopulisten versuchten, aus der Situation "politisch Kapital zu schlagen".

Für die Studie "Die Mitte in der Krise - Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010" wurden über .400 Menschen im Alter von vierzehn bis neunzig Jahren befragt.

(Ag./Red.)

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