Eine weiße Frau aus dem britischen Mittelstand, die Soul singt: Joss Stone war trotz ihrer frühen Triumphe eine Art Außenseiterin. Demnächst gastiert sie endlich wieder in Wien.
„Als ich von der Bühne ging, war ich in Tränen aufgelöst. Ich hatte niemals zuvor in meinem Leben solche Angst davor, etwas falsch zu machen. Ich hatte Angst, dass sie mich hassen würde, aber dann fiel mir wieder ein, dass sie mich ja selbst für diese Gala ausgesucht hatte“, erzählte Joss Stone einmal im Interview mit der „Presse“ von einem der intensivsten Momente ihrer glorreichen Karriere, die anhob, als sie erst 13 Jahre alt war.
Die britische Sängerin, die am 26. August in Wien gastiert – und damit das einzige größere Konzert eines internationalen Stars in diesem Sommer gibt –, hatte mit Aretha Franklin zu singen begonnen. Im Jahr 2000 gewann sie eine BBC-Talentshow mit „(You Make Me Feel Like) A Natural Woman“, jenem vom weißen Duo Carole King und Gerry Goffin komponierten Lied, das Aretha Franklin 1967 zum Hit gemacht hatte. Acht Jahre später musste Stone „Natural Woman“ vor Franklin singen, der überlebensgroßen Queen of Soul. Das nagte gewaltig an ihren Nerven. Franklin nickte zuweilen beifällig, sang einige Zeilen stumm mit und drückte das Taschentuch in ihrer Hand. Die makellose Performance der blonden Britin schien ihr zu gefallen.