Morgenglosse

Das Krokodil in der Alten Donau

Diese Äskulapnatter riss nirgends aus, fand aber dennoch den Weg aus der freien Natur in den Spülkasten einer Toilette in Mödling.
Diese Äskulapnatter riss nirgends aus, fand aber dennoch den Weg aus der freien Natur in den Spülkasten einer Toilette in Mödling.APA/FF BREITENFURT
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Die vielen entkommenen Schlangen haben eine alte Sommerparanoia wieder hochleben lassen.

Eigentlich habe ich ja immer damit gerechnet, dass es der Klimawandel sein wird, der uns giftige Schlangen in die Häuser und Badeseen treiben wird. Seit ein paar Wochen fürchte ich jedoch nicht mehr den Klimawandel, sondern meine Mitmenschen, die offenbar vorhaben, das vor dem Klimawandel zu erledigen. Das Phänomen ist nicht ganz neu. Alle paar Jahre  „vergisst“ irgendwer seine Schlange (vermutlich beim Gassigehen) im Park oder lässt seinen Python auf der Straße. Aber die Vielzahl der Fälle, in denen derzeit Schlangen vor ihren Besitzern flüchten, lässt nichts Gutes erahnen. Dort, wo die Schlangen gerade sind, wollen sie offenbar nicht bleiben.

Bei mir, als generell vorsichtiger Mensch, hat das leider bereits zu einer Verhaltensänderung geführt. Der stille Ort wird derzeit auf Schlangen kontrolliert. Ich komm mir dabei genauso blöd vor, wie der Satz klingt. Schon klar, es war schon vorher statistisch unwahrscheinlich, dass eine Schlange aus dem Pott lugt. Aber das hat sich der Grazer, der gebissen wurde, wohl auch gedacht. Und die Wienerin, die das Tier gerade noch rechtzeitig entdeckte, auch. Da hilft auch nicht das Wissen, dass die Tiere offenbar im Kanal gar nicht so lange überleben können. Alleine, dass sie da drinnen sein können, macht den stillen Ort laut vor lauter Angst.

Ein Nilkrokodil im tschechischen Dorf

Und es geht ja nicht nur um Schlangen in Toiletten. In Tschechien ist vor Kurzem ein Krokodil entlaufen. Ein Krokodil! Das Tier ist in der Lage kleine Hunde zu fressen. Der Halter meldete den Vorfall, aber erst ein paar Tage später den Behörden. Im Mai entdeckte die Feuerwehr in einem tschechischen Dorf sogar ein drei Meter langes Nilkrokodil. Bitte, was macht das da? Da lobe ich mir noch die Tage, als man in Vorarlberg „nur“ drei entlaufene Kängurus suchte oder in Kärnten eine Horde Affen.

Bei mir hat das jedenfalls wieder eine alte Sommerangst hochleben lassen. Jedes Jahr fürchte ich mich vor den Reptilien, die im Sommer irgendwo ausgesetzt werden – oder eben entwischen. Denn was ist, wenn sich das nächste Mal der entkommene Wasserpython in den Schwimmteich der Freunde einnistet oder das Krokodil in die Alte Donau?

Ein Appell an den Hausverstand

Natürlich ist es nicht fair, jene Reptilienbesitzer, die sich nach Strich und Faden an die richtige Haltung halten, mit anderen in einen Topf zu werfen. Aber einem Schlangen- beziehungsweise Reptilienführerschein kann ich viel abgewinnen. Einem Verbot der Haltung von Schlangen und Reptilien, außer den heimischen, auch. Aber noch viel mehr muss man an den Hausverstand der Mitmenschen appellieren. Denn für die richtig exotischen Tiere gibt es Profis. Und Zoos.

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