Simulation

Niki Popper, Simulationsexperte

Popper
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Mit Niki Poppers virtuellem Bevölkerungsmodell lassen sich die Folgen des Virus auf das Gesund-heitssystem einschätzen – eine wichtige Basis für die Politik.

Seine Berechnungen werden genutzt, um die Entwicklung der Covid-19-Pandemie und ihre Folgen für das österreichische Gesundheitssystem einzuschätzen. Poppers virtuelles Bevölkerungsmodell wurde damit zur Basis für politische Entscheidungen. An der TU Wien leitet er ein Forschungsteam für Modellierung & Simulation.

Niki Poppers Expertise ist immer dann gefragt, wenn es besonders komplex wird: wenn die Verkehrsflüsse einer Millionenstadt wie Wien berechnet werden müssen, die Bundesbahnen den Frachtverkehr optimieren und dabei allfällige Verspätungen berücksichtigen wollen – oder eine Pandemie das Land und seine Menschen bedroht. „Wir bilden in einem riesigen virtuellen Bevölkerungsmodell alles ab: Impfen, Testen, Dunkelziffer, Maßnahmen, Saison, Mutationen“, schildert er. Der Umgang mit Daten ist eine seiner Kernkompetenzen, daher konnte er auch rasch aktiv werden, als in Österreich die ersten Covid-19-Fälle publik wurden. Seither kennt man Popper, weil er der Öffentlichkeit regelmäßig aktuelle Entwicklungen und Trends erklärt – und damit eine wichtige Basis für politische Entscheidungen liefert.

Denn seine virtuelle Bevölkerung zeigt, wie Maßnahmen wirken. „Wir können die Entwicklungen mit Zahlen belegen. So lassen sich Strategien auch vergleichen“, sagt Popper, der Teil des Covid-19-Beraterstabs im Gesundheitsministerium ist. Aktuell arbeitet er mit seinem Team an Analysen zu immunitätsabhängiger Inzidenz: Um den Nutzen der Impfung verständlich zu machen, sei es wichtig zu kommunizieren, dass sich vor allem Nichtgeimpfte infizieren und in den Krankenhäusern liegen, sagt er.

Dass er seine Erkenntnisse auch gut vermitteln kann, liegt für ihn in der Natur der Dinge: Man baue komplexe Modelle, damit sich andere möglichst einfach ein Bild von einem Sachverhalt machen können – dieses müsse man aber immer auch erklären. Und das hat er gelernt, u. a. in seiner Zeit als Wissenschaftsjournalist beim ORF. Er wirkte dort als Bindeglied zwischen grafischen Animationen und Nachrichtenredaktion und arbeitete in der Wissenschaftsberichterstattung. Anschließend gründete er die Produktionsfirma Drahtwarenhandlung für wissenschaftliche Filme, Datenjournalismus und Computeranimation sowie das Unternehmen DWH, um technische Lösungen und Simulationsdienstleistungen anzubieten. Außerdem leitet der promovierte Mathematiker, der in Wien, Barcelona und Moscow (Idaho, USA) studierte und dann in die Informatik wechselte, ein Forschungsteam für Modellierung und Simulation an der TU Wien. Dort errechnet er etwa, wie sich das Dengue-Fieber auf den Philippinen ausbreitet oder wie sich Flughäfen noch besser organisieren lassen. Dazu werden die Modelle ständig verglichen, verbessert und, wenn nötig, auch kombiniert.

Kochen erdet, Kinder auch
Wie geht es ihm rund um die Covid-19-Pandemie mit so viel Öffentlichkeit? Er versuche, stets geerdet zu bleiben, sagt er. Dabei helfen ihm seine Kinder und seine Hobbys: Popper kocht (und isst) gern, außerdem liebt er Jazz und spielte früher auch selbst Saxofon. Jazztheorie habe er – neben Philosophie – einst sogar erfolglos studiert, erzählt er. Dafür scheinen ihm viele andere komplexe Dinge ganz gut zu gelingen.


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