Kulturerbe

Mavie Hörbiger, Schauspielerin: Die Teufelin in Salzburg mit lauter Stimme

  • Drucken

2021 war das Jahr der Burgtheater-Schauspielerin. Sie verkörperte Gott und Teufel beim „Jedermann“ und fand ihre feministische Stimme.

Dass die Zeit vergeht, hat nicht immer Nachteile. Für Mavie Hörbiger zum Beispiel muss es als Sproß der gleichnamigen Theaterfamilie befreiend sein, dass heute immer weniger Menschen und vor allem die jüngeren Theatergeher ihre berühmten Schauspiel-Vorfahren kennen. Das liegt zum einen am natürlichen Zeitenlauf, aber zum anderen, relevanteren Teil daran, dass Hörbiger sich schon lang mit ihren eigenen Projekten emanzipiert hat.

Seit zehn Jahren ist die heute 41-Jährige Ensemblemitglied des Burgtheaters. Auch abseits davon zählt sie aktuell zu den vielfältigsten und aktivsten Schauspielerinnen Österreichs. 2021 war zweifellos ihr Jahr. Zum Ensemble des „Jedermann“ in Salzburg gehört sie schon länger, seit 2017 verkörperte sie die Werke. In dieser Saison aber schlüpfte sie in der Inszenierung von Michael Sturminger als erste Frau überhaupt in die Rolle von Gott und Teufel zugleich. Ihr Auftritt als zorniger Gott mit langem weißen Haar wird in Erinnerung bleiben, noch mehr aber ihr Spiel als drolliger Teufel, der sich seine Hörner ausrauft, sein blutrotes Kostüm verliert und am Schluss zum Gaudium des Publikums auf allen Vieren fortkrabbeln muss. In Interviews wurde sie gefragt, ob sie mit Verena Altenberger, der Darstellerin der Buhlschaft in diesem Jahr, in Konkurrenz trete, was Hörbiger klar verneinte: „Wir Frauen müssen zusammenhalten, aufeinander neidisch sein, das ist doch bullshit.“ Die viel härtere Konkurrenz sei für sie Jedermann-Darsteller Lars Eidinger: „Lars ist ein Mann, ich eine Frau, natürlich will ich ihn irgendwie entthronen.“ Altenberger und Hörbiger sind Freundinnen und sie haben außerhalb des Bühnenspiels noch ein gemeinsames Interesse: sich laut und deutlich für die Rechte und Gleichstellung der Frauen einzusetzen. Oder die Stimme gegen Gewalt gegen Frauen zu erheben. Und das tun beide gern in sozialen Netzwerken, Hörbiger vor allem auf Twitter.

Öffentlich die Stimme erhoben hat Hörbiger Anfang des Jahres auch bei der Aktion #ActOut im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Dort hat sie sich zusammen mit 184 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, intergeschlechtlichen und transgender Personen aus dem Bereich der darstellenden Künste für mehr Freiheit bei der Auswahl von Schauspielerinnen und Schauspielern in Film und Theater eingesetzt. Es könne nicht sein, dass etwa eine homosexuelle Schauspielerin nicht ganz selbstverständlich eine heterosexuelle Mutter verkörpern dürfe.

Rolle in David Schalkos neuer Serie

Mavie Hörbiger ist selbst zweifache Mutter und lebt nach der Trennung von Schauspieler Michael Maertens, dem Vater ihrer Kinder, in Wien. Dort wurde auch David Schalkos neue Serie „Ich und die Anderen“ (Sky) gedreht, in der Hörbiger die Exfreundin von Hauptfigur Tristan (gespielt von Tom Schilling) verkörpert und deren Schwester. Eine verrückte Doppelrolle, die sie gut ausfüllt. Verrückt, schräg und unangepasst ist sie auch hier, so wie als Teufelin beim „Jedermann“ in Salzburg. (awa)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.