Spielermarkt

Der Transfersommer der Superstars

APA/AFP/FRANCK FIFE
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50 Milliarden US-Dollar – so viel Geld wurde im vergangenen Jahrzehnt für internationale Spielertransfers ausgeben. Die Pandemie spielt kaum noch eine Rolle, von neuer Demut war in diesem Sommer nichts zu spüren.

Berlin/Wien. Europas Fußballelite ist nur scheinbar von der Coronakrise gebeutelt. Dieser Schluss liegt nach diesem Transfersommer der Superstars nahe, der die Auswüchse auf dem Spielermarkt einmal mehr gnadenlos offenbart.

Im vergangenen Jahrzehnt flossen atemberaubende knapp 50 Milliarden US-Dollar für internationale Wechsel. Und nach den Unterschriften von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo unter neue hoch dotierte Verträge wurde auch noch Kylian Mbappé als Spekulationsobjekt gehandelt. Doch seinem Klub Paris Saint-Germain waren die von Real Madrid angeblich gebotenen 180 Millionen Euro wohl nicht genug – es wäre beim Blick zurück nicht verwunderlich.

Von 2011 bis 2020 wurden Berechnungen des Weltverbands Fifa zufolge insgesamt 48,5 Milliarden US-Dollar an Transferentschädigungen gezahlt. Analysiert wurden dabei insgesamt 133.225 grenzüberschreitende Transfers im Zehnjahreszeitraum. Vor zehn Jahren wurden 2,85 Mrd. ausgegeben, das Maximum wurde 2019 mit 7,35 Mrd. erreicht. Auch coronabedingt sank die Summe im Vorjahr auf 5,63 Mrd. Von neuer Demut ist heuer aber nichts zu spüren.

Wo das Geld locker sitzt

Messi wechselte nach Paris, weil sein hoch verschuldeter FC Barcelona den sechsfachen Weltfußballer selbst bei einem Gehaltsverzicht nicht registrieren durfte. Das aus Katar alimentierte PSG kann Messis Gehalt problemlos bezahlen. Im Moment spielt – dank umstrittener Finanzierung – an der Seine eine den Namen nach atemberaubende Weltauswahl. Frankreichs Hauptstadtklub ist auch für den einzigen Transfer verantwortlich, der bisher die 200-Millionen-Marke sprengte: Neymar kam 2017 für 222 Mio. Euro vom FC Barcelona.

Ronaldo verließ nun Juventus Turin und kehrte zu Manchester United zurück. Die Ablöse war mit 15 Mio. Euro vergleichsweise gering, aber auch der fünffache Weltfußballer dürfte kein geringes Gehalt beziehen. In der Premier League sitzt das Geld dank exorbitanter TV-Verträge und reicher Investoren locker: Der englische Nationalspieler Jack Grealish etwa wechselte für 118 Mio. Euro von Aston Villa zu Manchester City.

Die deutschen Bundesligaklubs hielten sich mit spektakulären Transfers in diesem Sommer zurück. Im untersuchten Gesamtzeitraum nahmen sie laut Fifa mehr als 3,42 Mrd. US-Dollar an Transferentschädigungen ein und gaben rund 4,35 Mrd. aus – ein Minus von über 900 Millionen. Das ist das vierthöchste Defizit hinter England (7,2 Mrd.), China (1,5 Mrd.) und Italien (1,3 Mrd.).

Milliarden an Berater

Im Transfer Matching System TMS der Fifa müssen alle Transfers zwischen Klubs aus verschiedenen Ländern registriert werden, es wurde im Oktober 2010 eingeführt. Untersucht wurde von der Fifa dabei auch, was im Profifußball seit Jahren für Kritik sorgt: die Zahlungen an Berater und Vermittler. Die Provisionen im vergangenen Jahrzehnt überstiegen die Milliardengrenze. Insgesamt wurden 3,5 Mrd. US-Dollar gezahlt. 2011 waren es noch 131,1 Mio, vor zwei Jahren dann der Höchstwert von 640,5 Mio. US-Dollar.

(red./dpa)

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