„Wer das kulturelle Kuddelmuddel erlebt, kann damit umgehen“

Die Ungarin. Katalina Badhofer schätzt das multikulturelle Umfeld an ihrer Schule.

Das türkische Zuckerfest, das schwedische Luciafest und die Adventkranzweihe haben eines gemeinsam: Sie werden von Schülern an der Europäischen Mittelschule in der Neustiftgasse im siebten Bezirk in Wien gefeiert. Und genau dieses „kulturelle Kuddelmuddel“, die verschiedenen Bräuche und Traditionen, die die Schüler mitbringen, schätzt Katalina Badhofer. Sie selbst kommt aus Ungarn. Lehrerin mit Migrationshintergrund zu sein ist für sie nichts Außergewöhnliches. An ihrer Schule ist es das tatsächlich nicht. Ein Drittel des Lehrerteams hat keine österreichischen Wurzeln. Im Lehrerzimmer herrscht kulturelle Vielfalt: Neben Badhofer gehören Kollegen aus England, Indien, Italien, Serbien und der Türkei zum Team.

Doch nicht nur die Lehrer sorgen für internationales Flair. Auch fast drei Viertel der Schüler weisen einen Migrationshintergrund auf. Sie kommen aus 21 verschiedenen Nationen und sprechen 19 verschiedene Sprachen. Für Badhofer ist das unheimlich wichtig: „Wer das kulturelle Kuddelmuddel erlebt, kann auch damit umgehen.“ Ein derartiger Mix an Kulturen ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Lehrer spannend. Die Europäische Mittelschule ist keine Eliteschule. Es sind die „typischen“ Wiener Kinder, die hier zur Schule gehen.

Darum ist Katalina Badhofer auch bewusst an die Schule geholt worden. Die Vielfalt soll sich nicht nur im Klassen-, sondern auch im Lehrerzimmer widerspiegeln, so das Credo der Schule. Für die ungarischen Kinder ist Badhofer eine besondere Lehrerin. Hier dürfen sie, sofern ihre Deutschkenntnisse noch nicht ausreichen, auch auf Ungarisch antworten. Sie übersetzt das für den Rest der Klasse. „Erste Priorität ist es, Wissen zu vermitteln“, meint sie. Wenn das auf Deutsch noch nicht möglich sei, könne das auch in der Muttersprache geschehen.

Dass sie sich als Migrantenlehrerin hier derart wohlfühle, hänge vielleicht auch damit zusammen, dass sie sich als Ungarin als ein „Liebkind“ der Österreicher sehe: „Möglicherweise ist es nicht egal, woher ein ausländischer Lehrer kommt“, meint Badhofer. [Fotos: Teresa Zötl]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2010)

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