Evakuierung

Auf schwieriger Rettungsmission in Afghanistan

Ausgeflogen aus Kabul. Die deutsche Luftwaffe half auch Österreich bei seiner Evakuierungsmission.
Ausgeflogen aus Kabul. Die deutsche Luftwaffe half auch Österreich bei seiner Evakuierungsmission.via REUTERS
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Ein Elitesoldat des österreichischen Bundesheers schildert, wie der heikle Einsatz auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul abgelaufen ist.

Mehr als zwei Wochen war der Soldat der Bundesheer-Eliteeinheit Jagdkommando im Einsatz, um bei der Rückholung von Menschen aus Afghanistan zu helfen. Das war keine leichte Aufgabe. Denn Tausende eilten zum Hamid Karzai International Airport der afghanischen Hauptstadt – in der Hoffnung, nach der Machtübernahme durch die Taliban ausgeflogen zu werden.
„Einmal mussten wir ein Ehepaar aus dem Graben vor uns nach oben auf die Mauer ziehen“, schildert der Soldat, der mittlerweile wieder in Österreich ist, im Gespräch mit Journalisten. In dem Graben, einem künstlichen Kanal am sogenannten Abbey Gate des Kabuler Flughafens, drängten sich zahlreiche Menschen. Auf der kleinen Mauer dahinter standen die internationalen Soldaten, die entschieden, wer weiter in Richtung Flugzeuge durchgelassen wird. Auch der Jagdkommando-Soldat hielt sich hier immer wieder auf – gemeinsam mit einem Kameraden und einem Diplomaten, der das österreichische Krisenteam leitete. Die genaue Identität der drei darf aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden. Sie hielten Ausschau nach den Menschen, die sie aus Afghanistan zurückholen sollten – nach Österreichern und Personen mit Aufenthaltstiteln für Österreich.

„Es gab kaum Platz auf dem Flughafen“

Der Leiter des Krisenteams hatte bereits zuvor versucht, über Mail oder Telefon mit den Betroffenen Kontakt aufzunehmen; um ihnen – so weit möglich – mitzuteilen, wann sie sich wo einfinden sollten. Zum Flughafen durchkämpfen mussten sie sich dann aber selbst. Sie in der großen Menschenmenge zu identifizieren war schwierig. „Die Menschen waren aber sehr erfinderisch. Sie haben große Kopien ihrer Dokumente hochgehalten oder hatten Fahnen ihrer Länder dabei“, berichtet der Jagdkommando-Soldat.

Der Leiter des österreichischen Krisenteams mit den beiden Jagdkommando-Soldaten am Flughafen von Kabul.
Der Leiter des österreichischen Krisenteams mit den beiden Jagdkommando-Soldaten am Flughafen von Kabul.APA/BUNDESHEER

Stationiert war das österreichische Krisenteam in Usbekistans Hauptstadt Taschkent. Von dort wurden der Einsatzleiter und die beiden Bundesheerangehörigen immer wieder von der deutschen Luftwaffe nach Kabul eingeflogen. „Der Flughafen war voll mit den Soldaten der anderen Nationen. Es gab kaum Platz. Wir sind dann immer wieder hinein und hinaus“, berichtet der Jagdkommando-Soldat. Am 26. August, dem Tag des verheerenden IS-Attentats, war das österreichische Team nicht mehr in Kabul. Schon zuvor hatte sich die Sicherheitslage deutlich verschärft. Es seien bereits mehrere Verdächtige verhaftet worden, erzählt der österreichische Soldat. Sie hatten offenbar ausspioniert, wie weit die Störsender reichen, die die Fernzündung von Sprengfallen verhindern sollen. Und auch Österreichs Außenamt riet Ausreisewilligen, nicht mehr zum Flughafen zu kommen.

Gestandet in Mazar-i-Sharif

Bisher wurden 119 Österreicher oder Personen mit Aufenthaltstiteln für Österreich in Sicherheit gebracht. Mehrere Dutzend befinden sich laut Außenamt aber noch in Afghanistan. Sie sollen das Krisengebiet nun auf dem Landweg verlassen. Der Jagdkommando-Soldat berichtet etwa von einer Familie, die in der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Sharif festsitzt. „Sie ist in ständigem Kontakt mit dem Leiter des Krisenteams.“ Was jetzt noch fehlt, ist eine Einreisegenehmigung Usbekistans.

(w. s.)

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