Archäologie

Milch trieb die frühe Migration

Auch heute noch werden Pferde auch gemolken: hier am Wegwartehof im Waldviertel.
Auch heute noch werden Pferde auch gemolken: hier am Wegwartehof im Waldviertel.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wanderungsbewegungen, die zur Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen beitrugen, wurden durch die Erfindung des Melkens begünstigt. Dafür spricht die Analyse von altem Zahnstein.

Mit wenigen Ausnahmen – Basken, Ungarn, Finnen – sprechen alle Europäer Sprachen aus der indoeuropäischen Familie. Wo wurde die Ursprache, von der sich all diese Sprachen ableiten, gesprochen? In Anatolien, sagen manche. In den pontisch-kaspischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres, sagen andere. Dort war vor über 5000 Jahren die Kurgan-Kultur daheim, benannt nach den Grabhügeln, in der die Menschen ihre Toten bestatteten. Eine vorwiegend nomadische Kultur aus Hirten, die auf Pferden ritten. Und zwar auch weite Distanzen. Laut Kurgan-Hypothese war es diese Mobilität, die die weite Ausbreitung dieser Menschen ermöglichte – und damit ihrer Sprache, westwärts nach Europa, ostwärts nach Indien. Für diese These spricht die Genetik, aber auch die Linguistik. So sind Wörter für das Pferd in vielen indoeuropäischen Sprachen verwandt.

Doch warum kamen gerade diese Nomaden so weit herum? Das könnte mit einer Substanz zu tun haben, in der zu baden in vielen alten Mythen Schönheit bringt: Stutenmilch. Die Entdeckung, dass man sie – und die Milch anderer Tiere – auch trinken kann, habe die bronzezeitliche Expansion der Kurgan-Kultur katalysiert, schreiben Archäologen um Nicole Boivin (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena) und Shevan Wilkin (Uni Zürich) in „Nature“ (15. 9.): „Die Menschen in der Steppe begannen damals, die Tiere nicht mehr nur als Fleischlieferanten zu verwenden, sondern sie auch anders auszunützen: sie zu melken und sie als Transportmittel zu verwenden“, sagt Boivin.

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