Bank of America in tiefroten Zahlen

(c) AP (Chuck Burton)
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Die Banken müssen zwar weniger für faule Kredite zurückstellen. Dafür schwächen niedrige Umsätze auf den Kapitalmärkten die Bilanzen der Investmentbanken. Ein Trend, der sich quer durch alle Institute zieht.

Es ist ein Minus, das es an der Wall Street schon länger nicht mehr gab: Am gestrigen Dienstag meldete die Bank of America allein für das dritte Quartal des laufenden Jahres einen Nettoverlust von 7,3 Mrd. Dollar. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres betrug der Verlust der größten US-Bank (gemessen an der Bilanzsumme) noch eine Mrd. Dollar.

Die tiefroten Zahlen müssen allerdings vor dem Hintergrund der Neuregelungen am US-Kreditkartenmarkt gesehen werden. Denn diese haben der Bank, die zu den größten Anbietern in den USA zählt, Abschreibungen im Ausmaß von 10,4 Mrd. Dollar beschert. Konkret geht es darum, dass Banken im Kreditkartengeschäft künftig nur noch geringere Gebühren verlangen dürfen. Diesen Sommer wurde in den USA ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Es erschwert Banken, Zinsen für Kreditkartenaußenstände nachträglich anzuheben.

Hätte die Bank nicht mit einer derartigen Abschreibung zu kämpfen gehabt, mit der sie im Vorfeld allerdings rechnete, wäre der Gewinn bei 3,1 Mrd. Dollar gelegen. Positiv ist auch, dass die Rückstellung der Bank für ausfallgefährdete Kredite rückläufig sind.

Ein Trend, der sich quer durch alle Institute zieht, aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Banken in ihrem Kerngeschäft noch bescheiden verdienen. Hinzu kommt, dass Experten angesichts der Zwangsversteigerungen von Immobilien dennoch besorgt sind.

Konjunktur belastet Ergebnisse

Die Bank of America hatte erst am Montag mitgeteilt, dass sie in fast der Hälfte der US-Bundesstaaten die gestoppten Zwangsversteigerungen wieder aufnehmen werde. Schätzungen zufolge stehen in den USA heuer noch Auktionen für 1,2 Millionen Häuser an. Mehreren Banken wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, Fälle von Kreditnehmern, die mit ihren Zahlungen säumig sind, nicht ausreichend geprüft zu haben. Die Vollstreckungen seien dabei von Mitarbeitern unterzeichnet worden, die mit der Materie gar nicht betraut waren. Die Bank of America oder auch JP Morgan haben die Vorwürfe dementiert und auf technische Probleme verwiesen.

Weniger Ertrag bei Goldman

Goldman Sachs dürfte von den Vollstreckungen zwar nicht betroffen sein, hat aber andere Probleme. Die von der Bank für das dritte Quartal vorgelegten Zahlen liegen zwar über den Erwartungen der Analysten, fallen aber ernüchternd aus. Der Nettogewinn reduzierte sich auf 1,9 Mrd. Dollar, nach einem Plus von 3,2 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum. „Die wirtschaftlichen Bedingungen bleiben in einer Reihe von wichtigen Märkten herausfordernd“, kommentierte Chef Lloyd Blankfein die Zahlen. Niedrige Umsätze an der Börse sind ein Grund für die schwachen Ergebnisse.

Die Handelsumsätze des erfolgsverwöhnten Instituts reduzierten sich um mehr als ein Drittel. Hinzu kommt, dass das Geschäft mit Fusionen und Kapitalerhöhungen nicht so richtig in Gang kommt. Dies hängt auch mit der US-Konjunktur zusammen. Anleger und Firmen sind derzeit zurückhaltender. Andere Banken können ihre Rückgänge im Handelssegement durch die Erholung im klassischen Kreditgeschäft ausbügeln. Doch Goldman Sachs besitzt dieses, als reine Investmentbank, nicht.

Citigroup glänzt mit guten Zahlen

Universalbanken wie die Citigroup haben es da schon leichter. Zwar lahmen das Kapitalmarktgeschäft und auch das Geschäft bei der Vergabe von Krediten an Firmen und Private. Auf der anderen Seite fallen die Rückstellungen für faule Kredite aber auch hier geringer aus als früher. Die teilverstaatlichte Bank profitierte im dritten Quartal davon – der Gewinn betrug 2,2 Mrd. Dollar, nach einem Minus von 3,2 Mrd. Dollar im Vorjahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2010)

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