Wiener Staatsoper

Meeresfluten, Seelenstürme und Ritualmord in der Oper

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Hans Werner Henzes „Verratenes Meer“ unter Simone Young, erstmals vor Publikum nach der TV-Premiere während des Lockdowns: ein düsteres Kammerspiel von musikalischer Kraft. Vera-Lotte Boecker betört als Witwe, Bo Skovhus beeindruckt als markanter Marineoffizier.

Blanker Hans: So nennen die deutschen Seeleute, halb kumpelhaft, halb respektvoll, die Sturmfluten der Nordsee, aber auch anderer Meeresgebiete. Blank, das könnte eine Anspielung auf die weiße Farbe der Gischt sein; recht schnell blank liegen freilich beim Anblick sich auftürmender Wellen auch die Nerven von Landratten.

Hans Werner Henze, der menschliche Namensvetter dieses Naturschauspiels, hat es jedenfalls besonders in den großen symphonischen Zwischenspielen seiner Oper „Das verratene Meer“ verstanden, zusammen mit dem Toben der Elemente auch Gefühlsstürme auszudrücken, Emotionen blank zu legen – und die packen nach wie vor. Zumal die Bläser sind für den Orkan zuständig, der als Summe von Böen aller Stärken und Klangfarben braust: mit Schaumkronen, die sich in Klarinetten und Trompeten kräuseln, oder Sprühregen, der in Flöten niedergeht.

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