Berufliche Weiterbildung

Mit Lehre zum Bachelor Professional

Der Onlinehandel wird mit E-Commerce Fachwirt:in der erste Bereich sein, in dem Personen mit einschlägigem Lehrabschluss einen Studiengang mit dem Abschluss Bachelor Professional beginnen können.
Der Onlinehandel wird mit E-Commerce Fachwirt:in der erste Bereich sein, in dem Personen mit einschlägigem Lehrabschluss einen Studiengang mit dem Abschluss Bachelor Professional beginnen können. [ MCI/Kasper ]
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Die neu geschaffenen Grade Bachelor Professional und Master Professional sollen dem Fachkräftemangel entgegenwirken, sind aber international ein Novum.

Wenn es um hochschulische Weiterbildung geht, macht nicht der Mai alles neu, sondern der Oktober. Ein umfassendes Hochschullegistik-Reformpaket, das Anfang dieses Monats in Kraft trat, soll neben anderen Zielen den Wildwuchs an akademischen Weiterbildungslehrgängen harmonisieren. Gleichzeitig bringt die Gesetzesnovelle zwei neue Grade für berufsspezifische Höherqualifizierung mit sich, die einer neuen Zielgruppe akademische Weihen ermöglichen werden: Der Bachelor Professional (BPr.) sowie der Master Professional (MPr.) stehen künftig Personen offen, die eine Lehre oder eine berufsbildende (mittlere oder höhere) Schule abgeschlossen haben. Lehrgänge, die zu diesen Graden führen, sollen von Hochschulen in Kooperation mit außerhochschulischen Bildungseinrichtungen angeboten werden.

Start in Wien und Innsbruck

Das erste BPr.-Programm wird im Oktober 2022 sowohl in Innsbruck als auch in Wien starten: der Bachelor Professional E-Commerce Fachwirt:in. Das Programm soll dem Fachkräftemangel im Onlinehandel entgegenwirken. Denn auch wenn die vor drei Jahren etablierte E-Commerce-Lehre laut Handelsverband bereits der beliebteste unter den neuen Lehrberufen ist, wird sie noch attraktiver durch die Möglichkeit, danach berufsbegleitend weiterzustudieren. Der Handel zählt entsprechend zu den eindeutigen Befürwortern. „75 Prozent der heimischen Händler haben den E-Commerce Fachwirt gefordert“, sagt Andreas Altmann, Rektor des MCI, das den Lehrgang zusammen mit der FH Technikum Wien sowie dem Handelsverband konzipiert. „Es geht darum, die berufliche Qualifizierung mit einer akademischen Ausbildung verbinden zu können, die Aufstiegschancen zu verbessern und diesen Weg damit für junge Menschen attraktiver zu machen.“ Sylvia Geyer, Rektorin der FH Technikum Wien, verspricht für die Absolventen des Programms hervorragende Jobaussichten und Aufstiegsmöglichkeiten. „Die Digitalisierung des Handels bietet die notwendige Ausgangslage für exzellente Karrieremöglichkeiten.“

Lehrpläne noch in Arbeit

Die Lehrpläne sind an den beiden Hochschulen noch nicht ausgearbeitet. „Beabsichtigt ist, dass MCI und FH Technikum sehr ähnliche Ausbildungen anbieten und hierbei jeweils ihre spezifischen Stärken einbringen werden“, sagt Altmann. Die FH Technikum setzt dabei laut Geyer „neben dem Erlernen der relevanten technischen Tools mit einer guten Mischung aus Theorie und Praxis auf Anwendungskompetenz und Hands-on-Mentalität“. Auch ein Studienaustausch zwischen den beiden Standorten soll möglich werden, wenn es nach Altmann geht. Zudem werde am MCI derzeit in anderen Bereichen als eCommerce die Möglichkeit geprüft, in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Berufsverbänden Lehrgänge zum Bachelor Professional anzubieten.
Ob auch weitere Hochschulen bereits an der Planung von BPr.-Programmen arbeiten, lässt sich derzeit noch nicht sagen, da die gesetzlichen Grundlagen gerade erst geschaffen wurden. „Wir wissen aber, dass viele Hochschulen dieses neue Format des akademischen Abschlusses mit starker Berufsfokussierung in ihr Portfolio aufnehmen werden“, sagt Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im Bildungsministerium.

Frage der Akzeptanz

Information

Was die allgemeine Akzeptanz der BPr.- und MPr.-Programme betrifft, dürften die neuen Grade mit den noch ungewohnten Abkürzungen in Österreich zumindest innerhalb der entsprechenden Branchen sehr bald vertraut sein. Offen ist hingegen das künftige Renommee dieser akademischen Berufsqualifizierungen im Ausland. Denn bisher sind BPr. und MPr. für Abschlüsse international weder bekannt noch üblich. Man habe durch die Reform der hochschulischen Weiterbildung einen neuen qualitätsvollen und zukunftsorientierten Weg beschritten und neue Möglichkeiten geschaffen, so Sektionschef Pichl. „Wir sind überzeugt, dass auf Basis der Qualität und vor allem der bereits hohen Nachfrage aus der Wirtschaft die Programme eine hohe Akzeptanz erlangen werden.“

Skepsis löst mancherorts auch die Tatsache aus, dass bei den neuen Weiterbildungslehrgängen die Pflicht zur Akkreditierung entfällt – mit dem Argument, dass diese ohnehin künftig an Universitäten und Hochschulen angesiedelt seien und damit deren interner Qualitätssicherung unterlägen. Rektor Altmann sieht dies zumindest für seine Institution als selbstverständlich gegeben an.Bachelor Professional (BPr.) und Master Professional (MPr.) sind neue akademische Grade für die berufliche Höherqualifizierung von Personen mit Lehrabschluss bzw. mehrjähriger Berufspraxis. Sie wurden in Österreich durch das Hochschullegistikpaket etabliert. Die entsprechenden Hochschullehrgänge sollen auf die berufsspezifische Fachrichtung zugeschnitten sein und in Kooperation mit außerhochschulischen Bildungseinrichtungen angeboten werden.

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