Reportage

Ein Lokalaugenschein: Forschung unter Tage

Im steirischen Eisenerz wird am Montag das „Zentrum am Berg“ eröffnet. In vier Verkehrstunnels und einem Versuchsstollen wird nicht nur geforscht und gelehrt, auch Einsatzkräfte trainieren hier.

Ein defekter Heizlüfter gilt als Ursache für das Feuer in einem Tunnel der Gletscherbahn Kaprun am 11. November 2000, 155 Menschen starben. Im Jahr zuvor gab es bei einem Brand nach einem Auffahrunfall im Tauerntunnel zwölf Tote. Durch die enorme Hitzeentwicklung von bis zu 1200 Grad Celsius konnten die Einsatzkräfte erst zwölf Stunden nach dem Unfall mit den Löscharbeiten beginnen. „Damals wuchs das Bewusstsein, dass es mehr Wissen braucht, um solche Katastrophen zu verhindern“, erzählt der Montanist Robert Galler am Weg auf den steirischen Erzberg.

Dort ist in den vergangenen Jahren das „Zentrum am Berg“ (ZaB) entstanden, das am Montag eröffnet wird. Zwei Autobahn- und zwei Eisenbahntunnel führen heute parallel in den Berg, sie sind im Inneren durch einen Versuchsstollen verbunden. „Hier sind Tests im Maßstab 1:1 möglich“, sagt Galler. Er ist vorsichtig mit Superlativen – lässt sich dann aber doch zum Hinweis hinreißen, er „kenne international nichts Vergleichbares“. Regelmäßig kommen Gäste aus aller Welt, um zu sehen, woran man in Österreich forscht – oder um eigene Entwicklungen zu testen. „60 Prozent der Kapazität sind für die Wissenschaft reserviert, der Rest für Unternehmen“, sagt Galler.

Eine Autobahn im Erzberg

An diesem Vormittag interessieren sich Mitarbeiter der tschechischen Straßen- und Autobahndirektion vor allem für Sicherheitssysteme im Tunnel, eine Forschungskooperation ist denkbar. Also tauscht Galler die dunkelblaue Steppjacke gegen eine knallgelbe Sicherheitsweste und setzt den Helm auf. Das dort angebrachte Logo der Montanuni Leoben verrät die wissenschaftliche Provenienz des Lehrstuhlinhabers für Subsurface Engineering, also Untertagebau.

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