Jüdinnen und Juden beeinflussten die Architektur und das Design von europäischen Städten entscheidend mit. Ein neuer Sammelband begibt sich auf Spurensuche.
Es war auch für mich überraschend, wie groß der Beitrag von Jüdinnen und Juden bei der Gestaltung der mitteleuropäischen Moderne und ihrer Verbreitung auf der ganzen Welt war“, sagt die Kultur- und Designhistorikerin Elana Shapira von der Universität für angewandte Kunst Wien. „Sie unterstützten nach ihrer erzwungenen Emigration modernistische Architektur und progressives Design bei Projekten etwa in Brasilien, Indien oder Palästina.“
Die Wissenschaftlerin ist Herausgeberin des kürzlich bei Bloomsbury erschienenen Sammelbandes „Designing Transformation. Jews and Cultural Identity in Central European Modernism“ (344 Seiten), der die fundamentale Bedeutung von Jüdinnen und Juden für die Entwicklung der architektonischen Moderne nach dem Ersten Weltkrieg in die Geschichtsschreibung integrieren will. „Wir zeigen, wie diese den Herausforderungen jüdischer Identitäten und gesellschaftlicher Integrationsprozesse begegnet.“ Durch die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure – Architekten, Designer, Grafiker, Textilkünstler, Mäzene, Kunden, Journalisten – untereinander habe sich in der Zwischenkriegszeit eine jeweils lokal verwurzelte und dennoch aufgeschlossene Designsprache herausgebildet.