Leserstimme

Alles in allem waren es goldene Zeiten

„Sobald unsere hausgemachte Immobilienblase platzt, wird der Boden wieder billiger, die Mieten fallen und die Melangen werden wieder leistbar“, meint Leser Johannes Dornhofer.

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Die Siebziger und Achtziger: Arbeitskräften stand (nicht nur die kleine österreichische) Welt offen, wir haben zu dritt (Eltern + Kind) von einem Bank-Anfängergehalt gut gelebt (90 m2 Miet-Altbau beim Naschmarkt, ein gebrauchter Peugeot 504, drei Wochen Urlaub am Meer). Wir konnten essen gehen, immer wieder etwas trinken gehen, und wir hatten alles, was wir brauchten. Geld ist auch verbrannt worden (siehe unser Atomkraftwerk, von den Schwarzen geplant, unter Kreisky gestorben), so wie heute mit der Infrastruktur für die Elektrofahrzeuge.

Die Spekulation stand in den Anfängen, Schuhe haben gedoppelt locker fünf Jahre gehalten, Mäntel und Jacken eine gefühlte Ewigkeit. Und das mit der Inflation war nicht so schlimm, die Sparzinsen waren okay. Und die Quellensteuer gab es noch nicht.

Dass wir irgendwann für unser Wirtschaften (Geld für Spekulation statt für die reale Wirtschaft) eine Rechnung kriegen, das ist klar. Dass Schuhe und Gewand heute mehr als doppelt so teuer sind wie damals (wegwerfen statt pflegen und reparieren), das verstehen wir noch nicht. Aber bald werden wir sehen: Was teuer ist, muss halten, und das tut der Umwelt gut.

Sobald unsere hausgemachte Immobilienblase platzt (ich sehe in Atzgersdorf, wie viele Spekulationswohnungen leer stehen und nur der Werterhaltung und -steigerung dienen), wird der Boden wieder billiger, die Mieten fallen und die Melangen werden wieder leistbar. Eine Aufgabe für die Politik wäre, zu schauen, wie man die Blasen langsam zergehen statt platzen lässt, damit uns Zeit bleibt, uns umzustellen.

Denn ganz offen gestanden: Es gab auch Widrigkeiten und Krisen in den 70ern und 80ern. Das Leben hat ganz anders funktioniert. Aber alles in allem waren es goldene Zeiten. Ich wünsche den heute Jungen so viele Möglichkeiten, wie wir Jungen sie damals hatten.

Johannes Dornhofer, 1230 Wien

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