Lutz attackiert Ikea in Schweden

Lutz greift Ikea
Lutz greift Ikea(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Lutz, die Nummer zwei im weltweiten Möbelgeschäft, eröffnet das erste Möbelhaus in der Ikea-Heimat Schweden. Die Expansionspläne der Welser sind enorm. 2011 sollen pro Monat zwei neue Möbelhäuser aufsperren.

Wien. Der riesige rote Sessel steht schon seit einem halben Jahr in Malmö. In wenigen Tagen, am 4. November, sperrt das dazugehörige Möbelhaus, der XXXLutz, seinen ersten Markt in Schweden auf. Der Welser Konzern dringt damit in die Hochburg und Heimat von Ikea vor. Dort, sagt Lutz-Sprecher und Marketingleiter Thomas Saliger, herrsche schließlich großer Bedarf an „ordentlichen Möbeln“ und Abwechslung, stünden doch in fast allen schwedischen Häusern die gleichen Ikea-Möbel.

Die Vorbereitungen laufen seit einem Jahr, 30 Dolmetscher haben ebenso lange Computerprogramme oder Kataloge übersetzt, schwedische Mitarbeiter wurden in Österreich ausgebildet, in Schweden wurde ein Test-Store betrieben, erzählt Saliger. Wenn die Schweden den Konkurrenten von Ikea annehmen, dann „können wir schon fünf oder sechs weitere Standorte aufmachen“.

Die Gruppe (XXXLutz, Möbelix, Mömax) ist mittlerweile die Nummer zwei der Möbelhändler weltweit. Mit einem Jahresumsatz von zuletzt 2,6 Mrd. Euro ist Ikea (mit mehr als 20 Mrd. Euro Umsatz) aber noch in unerreichbarer Ferne.

Ziel: Zwei neue Häuser pro Monat

Doch Lutz steht bei der Expansion ordentlich am Gas: Erst im vergangenen Sommer hat sich die Gruppe mit der Übernahme von Lesnina, dem größten slowenischen Möbelhändler, einen fixen Platz am slowenischen, kroatischen und serbischen Markt gesichert. Der Konzern ist nun in neun Ländern mit 194 Möbelhäusern aktiv (102 davon stehen in Österreich).

2011 sollen pro Monat mindestens zwei neue Möbelhäuser aufsperren. Der Konzern will in den nächsten drei Jahren 500 Mio. Euro investieren. „Ein Viertel davon in Österreich“, so Saliger. Hierzulande soll in bestehende Märkte investiert werden. Auch neue Häuser sind geplant: aktuell zum Beispiel in Rohrbach oder Kapfenberg.

Den süddeutschen Markt hat Lutz binnen weniger Jahre an sich gerissen, auch in Deutschland ist die Gruppe die Nummer zwei. Ein regionaler Betrieb nach dem anderen wurde geschluckt, darunter auch verhältnismäßig große Namen wie Hiendl, Neubert oder Mann Mobilia. Lutz hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. Der Firmenname wurde von Gewerkschaftern schon mit Kik oder Lidl in einem Atemzug genannt.

Der Möbelkette werden etwa Mobbing, Verstöße gegen die Arbeitszeitgesetze oder strenge Umsatzziele und massiver Druck auf die Mitarbeiter, diese zu erreichen, vorgeworfen. Saliger findet diese Debatte „komplett lächerlich“.

Umsatzziele für Verkäufer seien „nichts Schlimmes“, Mobbingvorwürfe eine „subjektive Sache“ und ein österreichisches Unternehmen für Deutsche „ein gefundenes Fressen“. Die Schwierigkeiten habe man noch von den alten Firmen geerbt. In Österreich haben die Gewerkschaften keine Probleme mit Lutz, allerdings gibt es für die 8500 Mitarbeiter in Österreich (im ganzen Konzern sind es 17.700) keinen Betriebsrat.

Von Wels aus wird mittlerweile ein Möbel-Imperium gesteuert, die Lutz-Gruppe ist hierzulande größer als Ikea oder Kika/Leiner. Lutz ist nach wie vor in Familienbesitz. Die Brüder Andreas und Richard Seifert steuern den Konzern, der 1945 von Richard Seifert senior und seiner Frau, Gertrude (geborene Lutz), mit einem kleinen Handel von Handwerkskunst in Haag am Hausruck begründet wurde.

Fehde zwischen Lutz und Leiner

Heute sitzen die schärfsten Rivalen nicht in Schweden, sondern in Sankt Pölten. Die Familien Koch (Kika/Leiner) und Seifert verbindet jahrzehntelange Konkurrenz, aus der persönliche Feindschaften wurden. Dem Vernehmen nach spricht man nicht miteinander. Bis zum Jahr 2000 war die Kika/Leiner-Gruppe Größter, dann hat Lutz seine massive Expansion gestartet.

Auch jetzt sei die Lutz-Gruppe „sehr gut unterwegs“ – in den meisten Ländern zumindest. Geschäftszahlen werden nicht veröffentlicht. Besonders seit dem Herbst 2008 werde viel Geld in die eigenen vier Wände gesteckt. „Aus Angst vor einer Geldentwertung und auch dank der Förderungen für die Sanierung“, sagt Saliger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.