Aufklärungsunterricht

Irland muss diskriminierende Schulbücher streichen

In den Materialien befanden sich Aussagen wie "Alle Schwulen missbrauchen Kinder."
In den Materialien befanden sich Aussagen wie "Alle Schwulen missbrauchen Kinder."Die Presse
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Unterrichtsmaterialien zur Aufklärung enthielten in Irland bis vor kurzem noch misogyne, rassistische und homophobe Inhalte. Das irische Bildungsministerium hat dem öffentlichen Druck nun nachgegeben und die veralteten Inhalte entfernt.

Das irische Bildungsministerium hat diskriminierende Unterrichtsmaterialien aus dem Lehrplan gestrichen. Die Übungen waren Teil des Aufklärungsunterrichts in der Oberstufe gewesen. Konkret wurden Jugendliche darin etwa angewiesen, mehrere diskriminierende Aussagen zum Thema Sexualität durchzulesen und sie mit den Auswahlmöglichkeiten „Ich stimme zu“, „Ich stimme nicht zu“ oder „Ich weiß es nicht“ zu bewerten. Anschließend sollte im Plenum über die unterschiedlichen Ansichten diskutiert werden.

„Homosexualität ist eine Entscheidung"

Unter den Statements befanden sich Sätze wie „Alle Schwulen sind HIV-positiv“, „Homosexualität ist eine Entscheidung“, „Gleichgeschlechtliche Paare sollten nicht heiraten dürfen“ oder „Alle Schwulen belästigen Kinder“. Auch Stereotype wie „Mädchen, die kein Makeup tragen sind lesbisch“ oder „Jungs, die keinen Sport machen sind schwul“ wurden durch die Übungen bedient. Die Angabetexte entstammen dem christlich-konservativen Irland der 1990er-Jahre und wurden seither nicht adaptiert.

Die irische Vertrauenslehrerin Pamela O'Leary hatte nun auf Twitter auf die diskriminierenden Unterrichtsinhalte aufmerksam gemacht. Sie postete Ausschnitte der Buchseiten, um auf die Problematik der Inhalte hinzuweisen. Bereits seit Jahren hatte sie sich dafür eingesetzt, dass das Bildungsministerium die Unterrichtsmaterialien von der Onlineplattform für Lehrende entfernt - bisher ohne Erfolg. Noch im Februar waren die umstrittenen Übungen im Unterricht verwendet worden. Aus dem Kollegium hätte es immer wieder befürwortende Stimmen für die Inhalte gegeben, twitterte O'Leary.

Aber nicht nur homophobe Inhalte waren Teil des irischen Aufklärungsunterrichts. In den Lernunterlagen befanden sich außerdem misogyne und rassistische Aussagen. So wurde die weibliche Periode etwa als „unrein“ und Frauen, die keine Lust auf Sex hatten als „prüde“ bezeichnet. Weiters wurde die Kalendermethode zur Verhütung empfohlen, die als alleinige Maßnahme keinen ausreichenden Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft bietet. In einem Angabetext war außerdem die Rede von einem Vater, der sich sorgt, weil seine Tochter nicht mit einem „irischen Jungen“ sondern mit einem „Ausländer“ ausgeht.

Identität ist nicht debattierbar

Die irische LGBTIQ+ Vereinigung zeigte sich in einem Statement auf Twitter schockiert über die Inhalte der Übungen. Für jugendliche Mitglieder der Community könnte eine solche Debatte im Klassenraum verstörend sein und langfristige negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Junge Menschen hätten eine faktenbasierte, inklusive Ausbildung verdient. Insbesondere die Diskussion über die eigene, angeborene Identität sei inakzeptabel.

Ein Sprecher des zuständigen Bildungsminsteriums sagte gegenüber der irischen Ausgabe der „Times“, dass man bereits im Juni versucht hätte, die Online-Materialien zu entfernen. Aufgrund eines Fehlers beim Löschen des Cache wären die Schulbücher aber weiterhin verfügbar gewesen. Die „technischen Schwierigkeiten“ hätte man nun aber gelöst und die betreffenden Bücher wären nicht mehr aufrufbar, so ein Sprecher des irischen Bildungsministeriums.

(vahe)

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