Gastkommentar

SPÖ: Erholt, aber (noch) nicht gesund

Die SPÖ liegt erstmals seit der Kurz-Ära wieder knapp auf Platz eins. Richtig erholt ist sie nicht. Das hat viele Gründe.

Sonntagabend in der „ZiB 2“ offenbarte Jörg Leichtfried, stellvertretender Klubobmann der SPÖ, ein bemerkenswertes Beispiel des in seiner Partei weitverbreiteten Rollenverständnisses: Es sei nicht Aufgabe der größten Oppositionspartei, konkrete Alternativen zum derzeit tatsächlich bisweilen chaotisch anmutenden Coronakurs der Regierung zu entwickeln. Enttäuschend, gerade weil Leichtfried einer der (auch europäisch) erfahrensten und rhetorisch besten sozialdemokratischen Vertreter ist. Was denn sollte die Aufgabe der SPÖ heute anderes sein, als Wählerinnen und Wählern einen Weg aus der größten Gesundheitskrise Österreichs seit 1945 zu weisen?

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Auch Leichtfrieds „Chefin“ musste sich danach bei „Im Zentrum“ vom Rektor der Grazer Med-Uni, Hellmut Samonigg, quasi von Spitzenmediziner zu Spitzenmedizinerin erinnern lassen, man müsse bei einem Patienten in absoluter Krisenlage zuerst an seine Gesundung denken, erst danach an die Genese der Krankheit. Auf die politische Ebene umgelegt: Auch die SPÖ solle detaillierte Vorschläge zur jetzigen Krisenlage einbringen und sich nicht in einem Bashing der vergangenen Regierungspolitik erschöpfen. Eine prinzipiell berechtigte Mahnung des mutigen Mediziners, der mit seinem „Anti Smoke“-Volksbegehren zur Durchsetzung des Rauchverbots in der Gastronomie beigetragen hat; sie richtete sich diesmal nur an eine falsche Adresse: Rendi-Wagner wird in der SPÖ von manchen Funktionären gerade deswegen kritisiert, weil sie ihre Kritik „zu konstruktiv“ anlege, statt sie frontal in üblicher Politiker-Manier „auf den Punkt“ zu bringen und die Sozialdemokraten damit wieder auf Platz eins.

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