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Wer noch leiden kann, höre Adele

Scheidung tut weh: Mit ihrer überspannten Empfindsamkeit liegt Adele voll im Trend.
Scheidung tut weh: Mit ihrer überspannten Empfindsamkeit liegt Adele voll im Trend.General 3PC/Simon Emmett
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Die Britin gibt auf ihrem vierten Album „30“ abermals die Königin der gebrochenen Herzen. Die zwölf neuen Lieder sind hochprofessionell gefertigter Kitsch.

Klimawandel und schlechtes Fernsehprogramm, Verschwörungsmythen und die Mühen der Wokeness, dazu eine globale Pandemie mit Lockdowns – die Menschheit hat derzeit einiges auszuhalten. Just in diesem Moment droht weiteres Ungemach. Adele veröffentlicht mit „30“ eine Liedersammlung, die vom abrupten Ende ihrer Ehe inspiriert ist. Wer noch Leidenskapazitäten hat, der kann sich zusätzliche existenzielle Würze aus diesem gefühlig aufgearbeiteten Scheidungsdrama kitzeln.

Angst vor Kitsch hat die 1988 in London geborene Engländerin jedenfalls keine. Ganz im Gegenteil. Vor dem Hintergrund eines stilvoll heulenden Chors besingt sie in „My Little Love“ die familiären Folgen des Bruchs. „I'm so far gone and you're the only one who can save me“, heißt es da etwa im Zwiegespräch mit Sohn Angelo. Um möglichst suggestive Wirkung zu erzielen, baut Adele die steinerweichende Kinderstimme ihres Sohnes ein, schluchzt effektvoll und lässt wimmernde Geigen das Werk vollenden. „When you lay on me, can you hear the way my heart breaks“, fragt sie ihren Filius. Psychologen werden da wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Sein Kind in den Strudel der eigenen emotionalen Verwirrungen zu locken, ist ein No-Go.

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