Coronamaßnahmen

Herzoperationen müssen immer öfter verschoben werden

Blick in ein Behandlungszimmer einer Intensivstation
Blick in ein Behandlungszimmer einer IntensivstationAPA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
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Trotz eines Rückgangs der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigen die Belagszahlen der Intensivstationen weiter rasant an.

Wegen der Extremsituation auf den Intensivstationen müssen immer häufiger dringend nötige Herzoperationen - auch von Kindern - verschoben werden, berichtete Christoph Holzinger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie (ÖGHTC). Denn trotz des Rückgangs der Corona-Neuinfektionen steigen die Belagszahlen der Intensivstationen an.

In immer mehr Bundesländern befinde man sich auf den Intensivstationen jenseits der systemkritischen Auslastung, warnte Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). Menschen mit Herzklappenerkrankungen, koronaren Herzerkrankungen oder Aortenaneurysmen, die alle einen hohen Leidensdruck haben, sind von den Verschiebungen betroffen. "Besonderes Augenmerk müssen wir auch auf Kinder mit angeborenen Herzfehlern und auf Personen mit Herzinsuffizienz legen, die unter schwerer Atemnot leiden und auf ein Kunstherz oder eine Transplantation warten", sagte Holzinger. So ist am Mittwoch auch bekannt geworden, dass die Operation eines vierjährigen Mädchens mit angeborenem Herzfehler im Linzer Kepler Uniklinikum auf Februar verschoben wurde.

„Situation, vor der wir schon seit Monaten gewarnt haben"

Man befinde sich jetzt - so Hasibeder - "in der Situation, vor der wir schon seit Monaten gewarnt haben, dass nämlich durch die Überlastung der Intensivkapazitäten alle von Leistungseinschränkungen im Krankenhaus betroffen sein können, Nicht-Covid-Patientinnen und -Patienten genauso wie von Covid-19 Betroffene." Nach Herzoperationen benötigen Patienten in jedem Fall einen Platz auf der Intensivstation. Möglichkeiten, sie in andere Krankenhäuser zu verlegen, sind begrenzt - insgesamt gibt es in Österreich nur neun herzchirurgische Zentren.

Bei akut vorrangigen- und Notfällen werden Eingriffe laut ÖGHTC-Sekretär Nikolaos Bonaros noch durchgeführt. Werden andere Operationen aber auf unbestimmte Zeit verschoben, habe das gravierende Konsequenzen: "Zum einen kann es zu akuten Ereignissen wie Herzinfarkt, schweren Rhythmusstörungen oder einer Entgleisung der Herzschwäche kommen. Zum anderen sind Herzerkrankungen fortschreitend, somit kommen die Betroffenen bei einer oft sogar mehrfachen Verschiebung des Eingriffs in einem immer schlechteren Zustand zur Operation. Damit erhöht sich auch das Operationsrisiko erheblich."

ÖGHTC und ÖGARI appellieren, sich impfen oder boostern zu lassen und Kontakte zu reduzieren. Bei allfälligen Öffnungsschritten und sonstigen Maßnahmen soll die Politik außerdem Umsicht walten lassen und Versorgungskapazitäten im Auge behalten. "Wir brauchen in den Krankenhäusern dringend eine nachhaltige Entlastung der Intensivstationen, um uns endlich wieder einem Normalbetrieb mit optimaler Versorgung für alle anzunähern," sagte Hasibeder.

(APA)

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