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Jon Batiste: So schön klingt die afroamerikanische Graswurzel-Revolution

Jon Batiste
Jon Batiste REUTERS
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Der elfmal zum Grammy nominierte Musiker aus New Orleans setzt zum großen Sprung an: Sein Konzeptalbum „We Are“ – mit vielen Gästen – steht im Geist von ganz Großen wie Marvin Gaye und Stevie Wonder. Es zeigt, dass es so etwas wie die freundliche Revolution geben kann.

Da bereitet sich was vor: Der 35-jährige Jon Batiste, der heuer schon den Oscar für seinen Score zum Trickfilm „Soul“ verliehen bekam, ist 2022 für nicht weniger als elf Grammys nominiert. Dreimal mit Beiträgen zu „Soul“, achtmal mit seinem achten Album „We Are“. Soeben in einer Deluxe-Version ediert, ist es Batistes bisheriges Opus magnum. Es steht in der Tradition von Alben wie Marvin Gayes „What's Going On“ und Stevie Wonders „Songs In The Key Of Life“, denn es vereint Lebensfreude und Sozialkritik auf ähnlich innige und musikalisch kohärente Weise. Anders als Gaye und Wonder ist der Pianist Batiste hauptsächlich im Jazz zu Hause. Auf „We Are“ erweitert er seine Palette Richtung Gospel, Funk und Hip-Hop.

Zadie Smith in „Show Me The Way“

Stark geprägt ist das Album von der Black-Lives-Matter-Bewegung, für die Batiste viele Open-Air-Auftritte absolviert hat. Am 19. Juni, dem Black Independence Day, ging er an der Spitze einer Demonstration in New York. Noch mehr Einfluss hat er mit seinen musikalischen Beiträgen in der populären Stephen-Colbert-Show: Seine Einladungspolitik ist legendär. So stellte er seriöse Jazzer wie Wayne Shorter und die Heath Brothers, die eher in Europa als in ihrer Heimat geschätzt werden, einem amerikanischen Millionenpublikum vor. Auch auf „We Are“ greift er auf Tradition zurück: auf jene seiner Geburtsstadt New Orleans und auf Helden der Siebzigerjahre. Unter den Gästen sind etwa Mavis Staples, St. Augustine High School Marching 100 und sein alter Schulkollege Trombone Shorty. Sogar die britische Schriftstellerin Zadie Smith – die sich als Studentin ihr Geld als Jazzsängerin verdiente – singt auf dem nach Earth, Wind and Fire tönenden „Show Me The Way“.

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