Politische Besetzungen in Serbiens staatlichen Energieversorgern haben zu Engpässen geführt.
Belgrad. Der erste Schnee rieselte in Serbien keineswegs unerwartet, aber traf den staatlichen Energieversorger EPS dennoch völlig unvorbereitet. In Obrenovac fielen im Kohlekraftwerk Nikola Tesla, das die Hälfte des Landes mit Strom versorgt, am 12. Dezember alle sechs Blöcke aus. Das unterirdische Gaslager in Banatski Dvor war zum Zeitpunkt des vorhersehbaren Wintereinbruchs leer. Gleichzeitig legten zahlreiche umgeknickte Strommasten im ganzen Land über 2000 Trafostationen lahm.
Trotz stark erhöhter Stromimporte blieben bis zu 136.000 Haushalte teilweise tagelang von der Stromversorgung abgeschnitten. Von einem „völligen Kollaps“ des Energiesektors sprach der Staatschef, Aleksandar Vučić. Über die Möglichkeit einer „Sabotage“ radebrechte etwas hilflos Regierungschefin Ana Brnabić. „Die schlechte Führung“ beim Energieversorger EPS machte Energie- und Bergbauministerin Zorana Mihajlović für das Debakel verantwortlich. Der geschäftsführende EPS-Chef, Milorad Grčić, reichte den schwarzen Peter flugs weiter – und schickte vier Direktoren in die Wüste.