Für die Sozialdemokraten ein Grund zu feiern: Wien, losgelöst von Niederösterreich. Frauen des Arbeitersportvereins 1922.
Die Welt bis gestern

Wie Wien ein Bundesland wurde

Bundesländer. Wien und Niederösterreich waren ein gemeinsames Bundesland, als es 1919 hier zu einem Wahlsieg der Sozialdemokraten kam. Die Folge war die Idee der Trennung.

„London, Paris, Berlin und Newyork, keine einzige von den führenden Millionenstädten hat eine sozialistische Mehrheit. Wien ist darin eine Ausnahme.“ Die bürgerliche „Neue Freie Presse“ vom 5.Mai 1919 zeigte sich erschüttert über das Wahlergebnis vom Tag zuvor. Es war die erste Wahl zum Wiener Gemeinderat und niederösterreichischen Landtag in der neu gegründeten Republik, die nach dem allgemeinen Wahlrecht stattfand. Wien war noch kein eigenes Bundesland, die heute getrennten Bundesländer wählten gemeinsam. Die Folge war: Landtag und Gemeinderat wurden nun von einer Partei dominiert, die den bürgerlichen Ideen, wie der Unantastbarkeit des Privateigentums, „feindlich“ gegenüberstand. Die „Arbeiter-Zeitung“ hingegen jubelte: „Die Macht in Stadt und Land erobert!“

Nur 61,3 Prozent der Wähler waren zur Wahl gegangen, das war weit weniger als bei den ersten österreichischen Gesamtwahlen vom Februar desselben Jahres. Dabei hatte man so lang für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Stimmrecht gekämpft, aber offenbar führte der kurze Abstand zwischen den beiden Wahlen zu einer gewissen Müdigkeit. Die siegreichen Sozialdemokraten hatten eine Kampagne gegen die drohende Wahlenthaltung in Wien geführt und die Christlichsozialen, die sich auf die Verdienste ihres ehemaligen Bürgermeisters Karl Lueger beriefen, als Partei der Hausbesitzer und Wucherer attackiert.

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