Der Äthiopier, Marathon-Weltrekordler und lebende Lauflegende, beendete am Sonntag in New York abrupt seine Karriere.
Haile Gebrselassie hat die Entscheidung alleine getroffen – so allein, wie man unter 43.000 Läufern des New-York-Marathons eben sein kann. Auf der Queensboro Bridge, 24 Kilometer nach dem Start, beendete der 37-jährige Äthiopier am Sonntag abrupt seine Karriere. „Ich habe es nicht mit meinem Manager diskutiert, sondern mit mir selbst“, sagte Gebrselassie, der über so ziemlich jede Distanz zwischen 1500 Metern und dem Marathon 27 offizielle und inoffizielle Weltrekorde aufgestellt hat. Und zwei olympische sowie vier WM-Goldmedaillen sein Eigen nennen darf.
Sein Knie bereitete einer der erfolgreichsten Karrieren der Leichtathletikgeschichte ein jähes Ende. Sehnenprobleme und Flüssigkeit machten Gebrselassie nach dem Flug zu schaffen. Doch seinen ersten Start in New York wollte er nicht absagen, er wollte sehen, ob sich das Knie beruhigt. Aber die Schmerzen waren zu stark. Dass sich der Afrikaner überwinden kann, ist belegt. 2008 hat er in Berlin in 2:03,59 Stunden den Marathon-Weltrekord aufgestellt. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,42 km/h – das ist pure Qual. Am Sonntag war der Wille, sich zu quälen, nicht mehr groß genug. „Heute habe ich zum ersten Mal an Rücktritt gedacht“, sagte Gebrselassie. Lasst mich aufhören und andere die Arbeit machen.“ mal
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2010)