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Geimpft oder nicht, wir alle genießen Genesenenstatus

FILE PHOTO: Children are vaccinated against COVID-19 in Ebersberg near Munich
FILE PHOTO: Children are vaccinated against COVID-19 in Ebersberg near MunichREUTERS
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Sie mag der pandemischen Situation angemessen sein, aber schön klingt sie nicht, die Impfpflicht. Anmerkungen zur Sound-Ästhetik von 2-G.

Viele rätseln: Was nährt die verbreitete Aversion gegen eine bewährte Impfung? Angst vor der Nadel und Misstrauen gegen die Obrigkeit, gewiss, dazu die irre Gerüchtebörse des weltweiten Netzes. Schüchtern möchte ich einen weiteren, wenn auch sicher nicht dominierenden Faktor vorschlagen: Das Wort klingt nicht gut. Die Nennform reimt sich auf schimpfen. Das Partizip enthält vier Konsonanten hintereinander, die sich anhören wie der Versuch, gewisse, längst nicht mehr zeitgeistige Technobeats nachzuäffen: mpft, mpft, mpft. In der Impfpflicht ist der Mitlautstau noch mitleiderregender. Das Wort kann nichts dafür, natürlich nicht, aber die Sprache prägt das Bewusstsein und das Unbewusste, und der Klang prägt die Sprache. Pflaume oder Zwetschke müssen schon sehr gut schmecken, um trotz ihres Sounds gepflückt und gegessen zu werden.

Wie begünstigt ist dagegen das Wort „genesen“! Schon durch die rare Auszeichnung, dass sein Infinitiv gleich lautet wie das Partizip Perfekt. (Der Feuilletonkonferenz sind immerhin zwei andere Beispiele eingefallen: berufen, geraten.) Vor allem betört der Klang: ein kurzes, ein langes, ein verschwindendes „e“, wie in gesegnet. Man denke nur an den 80. Psalm: „Gott Zebaoth, tröste uns, lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir.“

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