Kitzbühel

Hahnenkammabfahrt: Die Gamsjagd des Wikinger-Königs

APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Aleksander Aamodt Kilde zwingt mit seiner Entschlossenheit die Streif in die Knie, Frankreichs Equipe stiehlt den ÖSV-Stars die Show – und ein Kitzbühel-Vorläufer staunt.

Die perfekte Linie in der Steilhang-Ausfahrt, ein flotter Ski im witterungsbedingt schneller gewordenen anschließenden Gleitstück und eine solide Fahrt ab dem Oberhausberg. Das war der Schlüssel zum eindrucksvollen Triumph von Aleksander Aamodt Kilde in der ersten und leicht verkürzten von zwei Kitzbühel-Abfahrten. Eine Demonstration in Sachen Entschlossenheit, die stolz mache, wie der Sieger vor den erlaubten 1000 Zuschauern erklärte.

Am Ende war es ein wenig überraschender Erfolg des Speed-Dominators des Winters (sechster Saisonsieg), intensiviert aber durch die Tatsache, dass der Norweger erst vor einem Jahr – damals ausgerechnet in der Kitzbühel-Vorbereitung – einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Und dass er ganz entgegen der norwegischen Teamphilosophie aktuell als Einzelkämpfer unterwegs ist. Die Speedmannschaft der Wikinger ist nach dem Svindal-Rücktritt und der Jansrud-Verletzung auf Teamleader Kilde, 29, und den Weltcup-Rookie Henrik Røa zusammengeschrumpft.

Marcel Hirscher, der noch einmal als Vorläufer unterwegs gewesen war und deswegen, wie er sagt, nun auch in Sachen Streif mitreden darf, staunte: „Was Kilde in dieser Saison abliefert, ist saugut. Vom körperlichen Einsatz, von der Power, von der Überzeugtheit.“

Déjà-vu

Hinter Kilde war der Hahnenkamm fest in französischer Hand. Johan Clarey fuhr wie im Vorjahr auf Rang zwei, auch heuer gilt: Der 41-jährige Routinier aus Tignes ist der älteste Athlet, der je auf einem Weltcuppodest gestanden ist. „Ich habe nicht daran gedacht, dass ich das wieder schaffen kann.“ Nachsatz: „Vielleicht kann ich irgendwann gewinnen.“

Mit Startnummer 43 landete Landsmann Blaize Giezendanner, 30-jähriger Speedspezialist aus Chamonix, sensationell auf Platz drei und wähnte sich ob seines ersten Weltcuppodestplatzes sprachlos. „Ich muss mir das noch einmal ansehen.“

Mayers spätes Blech

Abgefangen hat er damit Matthias Mayer, nach drei Streif-Podestplätzen in Folge dieses Mal Vierter. Der Kärntner brillierte ab der Seidlalm und in der so entscheidenden Anfahrt zur Hausbergkante. Weiter oben erwies sich Startnummer sieben als nicht ideal – obwohl die Streckenkommandos ab zwei Uhr früh gearbeitet und trotz Neuschnees eine nahezu perfekte Piste bereitgestellt hatten.

Schrecksekunden

Zu den großen Geschlagenen zählten auch Weltmeister Vincent Kriechmayr auf Platz 13 („Mittelteil sehr gut, der Rest bescheiden“), Vorjahres-Doppelsieger Beat Feuz aus der Schweiz (8.) und der Südtiroler Dominik Paris (27.).

Für die diesjährige Schrecksekunde sorgte Daniel Danklmaier. Ohne Fahrfehler schlug es ihm schon im Steilhang die Bindung auf, der Steirer landete unsanft im Netz und erklärte später: „Es ist einfach Pech. Ich bin froh, dass ich gesund hier stehe.“ Abgeworfen hat die Streif außerdem Christian Walder, der bis zur Traverse auf Podestkurs lag („Saudeppert“).

Das glanzlose Kitzbühel-Zwischenfazit aus rot-weiß-roter Sicht nach zwei Top-Ten-Plätzen zog ÖSV-Sportdirektor Toni Giger: „Wir werden es am Sonntag besser machen.“ Dann wartet Hahnenkammabfahrt Nummer zwei (13.30 Uhr, ORF1, Eurosport).

Kitzbühel Abfahrt

1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:55,92 Min.

2. Johan Clarey (FRA) +0,42

3. Blaise Giezendanner (FRA) +0,63

Weiters: 4. Matthias Mayer (AUT) +0,67 5. Marco Odermatt (SUI) +0,78

6. James Crawford (CAN) +1,02 7. Travis Ganong (USA) +1,06 8. Beat Feuz (SUI) +1,14 9. Niels Hintermann (SUI) +1,19 10. Daniel  Hemetsberger (AUT) +1,26 13. Kriechmayr (AUT) +1,47 16. Striedinger (AUT) +1,66.

Abfahrtsweltcup: 1. Kilde 405 2. Mayer 352.

Gesamtweltcup: 1. Odermatt 1120 2. Kilde 785.

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