Australian Open

Alexander Zverev: Sinnbildliche Racketwürfe

2022 Australian Open: Day 7
2022 Australian Open: Day 7Getty Images
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Nach einem monatelangen Höhenflug wird der Deutsche Alexander Zverev unsanft an sein Major-Dilemma erinnert.

Melbourne. Im Moment seines unerklärlichen Tiefpunkts verschwendete Alexander Zverev keinen Gedanken an den ersten Grand-Slam-Titel und die Weltranglistenspitze. Wieder wurde es nichts mit dem Major-Triumph, wieder war nach dem Aus von Novak Djoković eigentlich alles angerichtet gewesen.

Knapp ein halbes Jahr nach seinem Olympiasieg von Tokio ist bei Zverev mit dem Achtelfinal-Aus bei den Australian Open Ernüchterung eingetreten. Das 3:6, 6:7 (5), 3:6 gegen den alles andere als herausragenden Kanadier Denis Shapovalov ließ den Deutschen ratlos zurück. Wie er seine Ziele wirklich erreichen soll, schien der 24-Jährige selbst nicht zu wissen.

„Ich werde immer noch alles dafür tun, dass ich irgendwann die Grand-Slam-Trophäe hochhebe“, sagte Zverev. „Im Moment ist es natürlich albern, darüber zu reden, weil ich gerade in der vierten Runde verloren habe, als Nummer-drei-Gesetzter. Deswegen bin ich jetzt davon weit entfernt.“ Er müsse über sich selbst nachdenken. „Ich bin hierhergekommen mit dem Ziel, zu gewinnen und vielleicht die Nummer eins zu werden. Aber wenn ich so spiele, verdiene ich es nicht. So einfach ist das.“

Keine Ausreden

Tief enttäuscht und schweren Schrittes schlich Zverev ein letztes Mal zur Pressekonferenz. Nach Monaten, in denen vieles auf dem Tennisplatz wie selbstverständlich zu laufen schien, holte ihn der rätselhafte Auftritt gegen Shapovalov auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit diesem frühen Aus war so nicht zu rechnen gewesen. Dass der Weltranglistenerste Djoković fehlte, hatte die Chance auf den Titel, den er seit Jahren anstrebt, wachsen lassen. Nun ist selbst das Viertelfinal-Duell mit Topstar Rafael Nadal geplatzt.

Gegen den Weltranglisten-14. Shapovalov, der in Melbourne noch nie über die dritte Runde hinausgekommen war, waren nur wenige Emotionen zu erkennen, dass Zverev das Match noch drehen könnte. Von dem Selbstbewusstsein, das ihn in den vergangenen Monaten ausgezeichnet hatte, war nichts zu sehen. Immerhin suchte er keine Ausreden. „Am Ende des Tages war es einfach nicht gut genug. Ich habe mich nicht frisch gefühlt.“

Aus Frust hatte Zverev zu Beginn des zweiten Satzes seinen Schläger dreimal auf den Boden gedonnert und zertrümmert. Ein Verhalten, das an Zeiten erinnerte, die er eigentlich hinter sich gelassen hatte. Auch den Wutausbruch wandelte Deutschlands Sportler des Jahres nicht in Energie um. Die Partie erinnerte an das Achtelfinal-Aus 2019 in Melbourne gegen Shapovalovs kanadischen Landsmann Milos Raonic, als er seinen Schläger neunmal vor seiner Bank zu Boden gedonnert hatte. „Das mache ich ja auch nicht einfach so. Wenn du so schlecht spielst, kannst du machen, was du möchtest, es ändert nichts“, meinte der US-Open-Finalist von 2020 (Niederlage gegen Dominic Thiem).
Auf die Frage, ob er körperlich unter irgendetwas gelitten habe, antwortete Zverev: „Nichts. Ich habe einfach nur eine Scheiß-Woche gehabt, um ehrlich zu sein.“

Schon in den drei Partien zuvor war er weit von der Form entfernt gewesen, in der er im November die ATP Finals in Turin gewonnen hatte. Djoković, US-Open-Champion Daniil Medwedew und er hätten das Herren-Tennis zuletzt dominiert, hatte Zverev erklärt. Er halte es für möglich, dass das auch 2022 so sein könne. Nun aber bleibt die Erkenntnis, dass er weiter keinen Top-Ten-Spieler bei einem Grand-Slam-Turnier besiegt hat. (red.)




Achtelfinale, Herren: Nadal (ESP-6) - Mannarino (FRA) 7:6 (14), 6:2, 6:2, Berrettini (ITA-7) - Carreno Busta (ESP-19) 7:5, 7:6 (4), 6:4, Monfils (FRA-17) - Kecmanovic (SRB) 7:5, 7:6 (4), 6:3.
Damen: Barty (AUS-1) - Anisimova (USA) 6:4, 6:3, Krejcikova (CZE-4) - Asarenka (BLR) 6:2, 6:2, Pegula (USA-21) - Sakkari (GRE-5) 7:6 (0), 6:3, Keys (USA) - Badosa (ESP-8) 6:3, 6:1.

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