Pizzicato

König, Champ und Malerfürst

Der König von Spanien führt einen Titel, so stolz und lang, dass er über diese Kolumne lappen würde wie ein Dalí-Gemälde. Wir lassen es mit einem Auszug bewenden.

Felipe darf sich König von Kastilien, Sizilien, Jerusalem, Sardinien, Korsika, Algarve, der West- und Ostindischen Inseln und der Neuen Inseln und Festländer des Ozeans nennen – und Erzherzog von Österreich, Graf von Habsburg und Tirol. Aber was ist das alles gegen „King Rafa“ Nadal, den „Rey de Mallorca“ und All-Time-Grand-Slam-Champion!

Es beschreibt heute ein imaginäres Reich, von dem es vor 500 Jahren unter Karl V. hieß, dass die Sonne darin nicht untergehen würde. Nun, über dem Palacio Real in Madrid wabern wieder einmal dunkle Wolken. Nicht nur sorgt Papa Juan Carlos, der Don Juan im Hause Bourbon und Ex-Monarch im Exil in Abu Dhabi, weiter für schlechte Nachrede, sondern letzthin auch Schwester Cristina mit der offiziellen Trennung vom korruptionsgeplagten Ehemann.

Nicht allein die Queen hat also Zores mit ihrem Clan. Felipe gönnt sich nun einen Geburtstagstrip ins einstige Stammland. Im Wiener Belvedere eröffnet er eine Schau über Sigmund Freud und Salvador Dalí. Dass die Zeit dahinschmilzt im Malstrom des Daseins, hat keiner so pointiert in Szene gesetzt wie der katalanische Surrealist, der Exzentriker unter den Malerfürsten.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2022)

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