Winterspiele 2022 in Peking

Medaillenjagd im Neuland

A view of a starting area at Yanqing National Alpine Ski Centre ahead of the Beijing 2022 Winter Olympics in China
A view of a starting area at Yanqing National Alpine Ski Centre ahead of the Beijing 2022 Winter Olympics in ChinaREUTERS
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Ski. ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher setzt in der Abfahrt am Sonntag auf Kriechmayr und Mayer. Die Strecke imponiert, nur: es ist Kunstschnee. „Gottseidank keine flache Gleiterpartie!“

Yanqing. 75 Kilometer nordwestlich von Pekings Stadtzentrum thront in Yanqing Chinas Nationales Ski-Alpin-Zentrum. Elf Kilometer Skipisten und Liftanlagen – der Vorarlberger Seilbahnhersteller Doppelmayr hat fünf kuppelbare Achter-Gondelbahnen, zwei Sechser-Sesselbahnen und zwei Vierer-Sessellifte montiert – stehen seit der Eröffnung des Xiaohaituo Mountains 2019 zur Verfügung. Der Weltcup konnte hier noch nicht Station halten, die Pandemie war ein Spielverderber. Daher erleben alle jetzt bei den Spielen eine Fahrt ins absolute Neuland.

Videoaufnahmen gaben ungefähre Kenntnis von der Topografie. Der Schnee soll jenem in Nordamerika gleichen. Eine Inspektion durch Patrick Riml – im ÖSV für Hochleistungssport zuständig – lieferte weitere Aufschlüsse. Im oberen Teil sei es wellig, es gebe High-Speed-Kurven. Dann komme ein längerer, steilerer Hang. Zum Schluss warte ein Gleitstück. Entworfen wurde die Piste vom Schweizer Bernhard Russi (siehe Interview) und Didier Défago.

Heikle Umweltfragen bleiben

Kritiklos war der Bau des Skigebietes in der Waldregion, in der geschützte Tierarten wie Steinadler, Kaiseradler, Amurleopard und Schwarzstoch leben, nicht erfolgt. Erst musste der Schutzumfang des Beijing Songshan National Nature Reserve angepasst werden, dann wurde das Projekt genehmigt.

Aber, es herrscht große Skepsis. Schneekanonen laufen auf Hochtouren und färben ein weißes Band in der Landschaft ein. Das ruft Umweltschützer auf den Plan – denn bis zu 500 Millionen Liter Wasser sollen für diese Spiele verbraucht werden. Von offizieller Seite gibt es dazu keine Stellungnahme.

Ab Sonntag, 4 Uhr Früh, wird auf „Ice“, „Rainbow“ und „Rock“ um Medaillen gefahren. ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher ist zuversichtlich, dass er mit seinem Team alle fünf Einzelrennen und den Teambewerb besetzen kann. „Medaillenchancen“ sieht er in jeder Sparte.
Für die Abfahrer geht es am Donnerstag mit dem ersten Training auf „Rock“ los. Das Aufgebot umfasst Vincent Kriechmayr, Matthias Mayer (siegte 2018 in Südkorea), Daniel Hemetsberger, Otmar Striedinger, Raphael Haaser und Max Franz. Puelacher: „Wir hatten Ausfälle, Verletzungen und trotzdem waren wir immer wieder auf dem Podest.“

Den Kunstschnee verstehen

Wichtig war in den ersten Tagen, sich vor Ort zu akklimatisieren, sich mit den Gegebenheiten zurechtzufinden, das Areal kennenzulernen. „Wir müssen die Schneebedingungen verstehen. Das ist ein großes Thema, ebenso die Topografie.“ In jedem Rennwinter bestreite man weltweit viele Bewerbe, die Fahrer hätten schnell ein Gefühl für neue Pisten parat. Nur: Vor künstlichen Überraschungen sei man nie gefeit. Darob legte Puelacher Wert darauf, dass sich jeder das Terrain haargenau einprägt.

Dass diese Abfahrt „keine Gleiterpartie“ ist, beruhigte den Cheftrainer ungemein. Die befürchtet flache Angelegenheit fällt aus, es gebe echte Speed-Passagen, es sei ein anspruchsvoller Kurs. Fixstarter habe er schon im Kopf. Manchen musste er Ruhe und Start-Gewissheit geben, andere brauchten das Einfahren, um „auf Temperatur“ zu kommen. In der Abfahrt fällt die Spekulation trotzdem relativ bescheiden aus: Doppelweltmeister Kriechmayr und Mayer sind für Abfahrt (und Super-G) gesetzt, Hemetsberger für die Abfahrt. Um Platz vier rangeln Striedinger und Franz. Abwarten. (fi)

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