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Die kalte Rache der Theresa May

Dem äußeren Anschein nach deutete nichts darauf hin, dass Boris Johnson im Büßerhemd im Parlament erschienen wäre – bis auf die verwuschelten Haare, sein Markenzeichen.

Routiniert rang er sich eine Entschuldigung für die Corona-Partys in der Downing Street ab. Zum wievielten Mal eigentlich? Das Mea culpa kommt dem britischen Premier längst so leicht und locker über die Lippen wie dem Priester sein Ave Maria und den Gläubigen ihr Amen. Von klein auf kam Boris mit seinen Tricks, Schwindeleien und Lügen durch – in Eton, Oxford, in der Medienwelt der Londoner Fleet Street, bei den Londonern, den Tories und den Wählern.

Ist alles vergeben und vergessen, wie immer bei BoJo nach den zahllosen Affären? Schon sauste der Wirbelwind nach Kiew, als Vermittler und vermeintlicher Retter der Welt in der Ukraine-Krise. Wer, wenn nicht er, sollte Wladimir Putin zur Räson bringen?

Die rhetorische Frage seiner Vorgängerin hallte indes nach. Theresa May, seit ihrer Demontage Hinterbänklerin, wollte wissen, ob „mein ehrenwerter Freund“ die Coronaregeln nicht gelesen oder verstanden habe – oder dachte, sie würden für ihn und seinesgleichen nicht gelten. Die Pastorentochter mit den Leoparden- und Tiger-Pumps hatte sich eines Mafia-Zitats aus dem „Paten“ besonnen: „Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2022)

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