Staatsoper

Gezügelte Leidenschaft: Asmik Grigorian, Charaktersopran

Asmik Grigorian
Asmik Grigorianwildbild
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Puccinis „Manon Lescaut“ in der Staatsoper als rundum neu besetzte Wiederaufnahme von Robert Carsens Inszenierung: Asmik Grigorian in der Titelpartie lohnt den Besuch.

Zu den ersten Takten des letzten Aktes gehen im großen Einkaufszentrum nochmals die Rollläden hoch – aber die Geschäfte bleiben geschlossen, die Gänge leer. Starr stehen die Kleiderpuppen. In diese Ödnis höherer Ordnung hat es Des Grieux und Manon verschlagen, hier haucht sie ihre Seele aus – und muss im Tode erfahren, dass es inmitten prunkvollen Überflusses nichts gibt, was man zum Leben, zum Überleben braucht . . .

In „Sola, perduta, abbandonata“ weiß Asmik Grigorian bei ihrer ersten Manon Lescaut in Wien nochmals alle bisher gezeigten Stärken auszuspielen, ja sich selbst zu übertreffen. Mag sein, dass sie das „Material Girl“ der vorangegangenen Akte zwar über die Rampe bringt, ihr dieses Luxusgeschöpf aber gar nicht so übermäßig liegt. Die Tragödin umso mehr. Das dramatische Hin und Her zwischen Verzweiflung und Lebenslust ist Grigorians Domäne, da verschmelzen Gesang und Darstellung zu höchster Intensität. „Charaktersopran“ ist ihr Stimmfach wohl zu nennen: Sie besitzt Wendigkeit und Attacke, der helle, mit einer typischen Prise Herbheit gewürzte Klang ist durch alle Lagen gleichmäßig, auf grelle Brustregistereffekte verzichtet sie. Doch auch in Süße erschöpft sich bei ihr kein Ton, nicht einmal in bewusst angebrachter falscher Süße, die man dort und da durchaus am Platz finden könnte.

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