Das russische Staatsfernsehen verbreitet Berichte über einen Angriff, den „bis auf die Zähne bewaffnete ukrainische Nationalisten“ angeblich auf Russland planen, „von den USA dazu gedrängt“. Doch die meisten Russen machen sich über derlei düstere Szenarien kaum Gedanken. Ein Stimmungsbericht aus Moskau.
Es schneit in Moskau schon seit Tagen. Orangefarbene Schneeräumlaster fahren in Konvois durch die Stadt. Männer und Frauen in orangefarbenen Jacken ziehen mit Schaufel und Pickel durch die Straßen. Eine Akkordarbeit bei Minusgraden. Gehsteige müssen freigeräumt werden, Spielplätze enteist, Zugänge zu Supermärkten frei von Schnee sein.
Swetlana, Olga und Arina müssen kurz durchschnaufen. Ihre Nachnamen wollen sie nicht nennen, der Arbeitgeber könnte ja schimpfen. Arina packt die Thermoskanne aus, Olga stellt die Schaufeln zur Seite. Die Unterführung am Nowinski-Boulevard, nur unweit des Weißen Hauses in Moskau, haben die drei Gemeindearbeiterinnen an diesem Vormittag freigeschaufelt. Pause. Sie machen Witze, über sich und die Passanten. Eine ausgelassene Stimmung an der breiten Kreuzung. Weiter geradeaus geht es direkt zum Kreml, nach rechts führt die abschüssige achtspurige Trasse zum Außenministerium.