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Simulierter Sex als Trend auf TikTok

A woman holds an Apple iPhone as she walks on a street in New York
A woman holds an Apple iPhone as she walks on a street in New York(c) REUTERS (Lucas Jackson)
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Es widerspricht den TikTok-Nutzungsbedingungen und trotzdem tauchen diese Videos ständig und überall in den „Für Dich"-Empfehlungen auf. Auch in den Feeds vieler Kinder.

Bei TikTok-Trends am Laufenden zu bleiben ist schwierig. Eines ist aber klar: Je absurder, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass es populär wird und sich rasant verbreitet. Dass diese auch gefährlich sein können, wie die Tide Pod Challenge, bei der dazu aufgerufen wurde, Waschmittelkapseln zu schlucken, ist traurige Realität. Bei der "Blackout Challenge" starb sogar ein zehnjähriges Mädchen, weil es sich vor laufender Kamera selbst strangulierte. Auch bei dem aktuellen Trend fragt man sich reflexartig: Muss das sein? Zwar weniger drastisch, aber nicht minder irritierend sind aktuelle Livestreams auf TikTok, bei der meist Frauen simulieren, dass sie gerade Sex haben, inklusive akustischer Untermalung. Das Problem mit den Livestreams ist, dass sie einer großen, breiten Masse, darunter auch vielen Kindern, vom TikTok-Algorithmus selbst empfohlen werden.

Gemessen daran, dass 25 Prozent der TikTok-Nutzerinnen und -Nutzer zwischen zehn und 19 Jahre alt sind, werden hier viele junge Menschen mit semi-pornografischen Inhalten konfrontiert. Obwohl TikTok selbst in seinen Nutzungsbedingungen ganz klar festhält, dass Nacktheit und sexuelle Aktivitäten verboten sind. Darunter fällt auch: "sexuelle Handlungen nachahmen, implizieren oder darstellen". Ebenso steht dort auch drin, dass TikTok, ähnlich wie Facebook oder Twitter, erst ab 13 Jahren erlaubt ist.

Und trotzdem werden von TikTok diese Videos verbreitet und den Nutzern aller Altersklassen gar empfohlen. Sie werden offenbar nicht als Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen erkannt und in die "For You"-Empfehlungen gespült. Jener Teil der App, der sich eigentlich aus dem Nutzerverhalten zusammensetzt. Jetzt ist nicht davon auszugehen, dass Minderjährige auf TikTok ständig nach Sex suchen. Vielmehr empfiehlt der Algorithmus unter anderem auch populäre Beiträge.

Livestreams als Herausforderung

Dieser schafft es aber wiederum nicht, diese Inhalte zu filtern und rechtzeitig zu erkennen. Erst wenn diese durch Nutzer gemeldet werden, reagieren die App-Betreiber und löschen die Clips und sperren unter anderem die Urheberinnen.

Die Crux dabei ist, um einen solchen Inhalt melden zu können, muss dieser zuvor erst geöffnet und zumindest teilweise angesehen werden.

Der erfolgreiche China-Import ist nicht der erste Anbieter, der mit Livestreams Probleme hat. Verbotene Live-Inhalte rechtzeitig zu erkennen, hat Facebook 2019 massiv in die Kritik gebracht, als es nicht in der Lage war, das Video des Anschlags auf Christchurch in Neuseeland zu löschen.

(bagre)

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